Zukunftsmusik für Nostalgiker
Ob Stefan Zweig, Alma Mahler-Werfel oder gar die Kaiserfamilie – sie alle hat es einst an den Semmering gezogen. Wiens Sehnsuchtsort für die exzentrische Künstlerschaft wie haute volée wurde zur Elitemarke des mitteleuropäischen Tourismus. Der Glanzzeit um 1900 folgten Krisen und Comebacks.
Heute stellt sich jedoch die Frage nach Chancen für die Zukunft jenseits der Nostalgie. „Der Semmering werde heute im Rückblick sehnsüchtig verklärt. Früher am Puls der Zeit, ist er in der Vergangenheit versunken“, ist der Historiker Wolfgang Kos überzeugt. Er erzählt in seinem neuen Buch „Der Semmering – Eine exzentrische Landschaft“ von der abwechslungsreichen Geschichte.
Einer der Großmeister unter Österreichs Aphoristikern, Peter Altenberg notierte einst: „Jeder Sport macht aus der romantischen Natur eine Zirkusmanege.“ Doch der Schriftsteller würde heute sein blaues Wunder erleben und das nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Die Hotels stehen leer, eine Art vergangenheitsverliebter Film hat sich über die einstige Topmarken- Region gelegt. Kos spricht von einer „Nostalgiefalle“, wenn es um Chancen der Zukunft geht.
Florian Weitzer, ein umtriebiger Hotelier aus Graz will die Region mit ihrer einzigartigen Naturkulisse aus dem Dornröschenschlaf wecken, den Glanz der alten Zeiten ins Hier und Jetzt übersetzen. Vor zwei Jahren hat er das altehrwürdige Kurhotel, ein Monumentalbau aus dem Jahr 1909 gekauft und investiert rund 40 Millionen Euro in sein spektakuläres Projekt.
„Grand Semmering“ soll es in Anlehnung an Wes Andersons Kultfilm „Grand Budapest Hotel“ heißen und zu einem Szenetreffpunkt für die Hipster-Generation umgestaltet werden. Ein aufwendiger Werbespot für das Modelabel Gucci mit Dutzenden Komparsen wurde hier schon gedreht. Auch Kunst im öffentlichen Raum dient neuerdings als Medium, um die Schaulust am Semmering zu sensibilisieren.
TV-Beitrag: Julia Fellerer