Dok 1
Neusiedl ohne See
Hanno Settele will surfen lernen. Spät aber doch. Der Neusiedler See mit seinen stürmischen Winden und freundlichen Wassertiefen kommt dem Beutewiener da gerade recht. Es gibt nur ein Problem: Der See ist weg. Ganz weg.
Wo einst Fische und Seevögel ihr zuhause hatten, findet Settele nur noch eine brachliegende, ausgetrocknete Steppe vor. Sein Surfbrett kann er da vergessen. „Kamele statt Karpfen“ lautet das neue Motto im Burgenland.
„Neusiedl ohne See“ ist die erste Dok 1, die in der Zukunft spielt. Ein Film nach wahren Begebenheiten. Mehr oder weniger. Also fast. Der Neusiedler See - er war vieles: UNESCO-Welterbe, das „Meer der Wiener“, das große Herz des Burgenlandes, wichtiger Knotenpunkt des internationalen Vögel-Flugverkehrs sowie Weinbau-Eldorado und Wassersport-Mekka. Und jetzt? Jetzt ist er weg. Menschliche Entwässerungsmaßnahmen und der Klimawandel haben gewonnen - vom Steppensee ist jetzt nur noch die Steppe übrig, die Landschaft sieht aus wie nach einer Zombie-Apokalypse.
Hanno Settele tourt durchs Nordburgenland um herauszufinden, wie es den Menschen geht, die trotz allem dort geblieben sind. Ein Dok-1- Lokalaugenschein einer Gegend, in der nichts mehr so ist wie es einmal war. Die Mockumentary „Neusiedl ohne See" ist ein filmisch-satirisches Gedankenexperiment:
Was passiert wirklich, wenn der See austrocknet? Was geschieht mit der regionalen Wirtschaft, dem Tourismus und vor allem mit den Menschen, wenn das Wasser weiter vor sich hin verdunstet? Was macht ein Fischer ohne See? Ein Schilfschneider? Ein Bootsbauer? Kreativität ist gefragt: Wie könnte man die neugewonnene Landfläche nutzen? Der stumme Hauptdarsteller der Dok 1 ist der, den es im Film gar nicht mehr gibt: Der See, der im letzten Jahrhundert einen Imagewandel durchlebt hat, von dem andere Regionen nur träumen können.
Der Neusiedlersee verwandelte sich vom unerwünschten Schlammtümpel zum Tourismusmagneten. Um das zu ermöglichen, musste er jedoch gebändigt werden - komplett natürlich ist der See also schon lange nicht mehr. Funktioniert hat das damals jedenfalls. Viele Menschen machten den See, wenn nicht zu ihrer ersten, dann zumindest zu ihrer zweiten Heimat.
KitesurferInnen, die den guten Wind ausnutzen. SeglerInnen, die auf ihrem Boot den Sommer verbracht haben. Pfahlbauten mit Seeblick wurden zu begehrten Immobilien. Und ging es dem Tourismus gut, dann ging es allen gut. Jetzt sieht die Sache anders aus. Mit dem sinkenden Wasserspiegel versickert die Lebensgrundlage vieler Menschen, die sich rund um den See zum Teil über Generationen ihr Leben aufgebaut haben, im Schlamm. Ist der See erst mal weg – und davon geht dieser Film aus - was bleibt da noch übrig? Und: Lässt es sich überhaupt noch leben, am Rande einer trockenen, salzigen Sandwüste? Das will sich Hanno Settele selbst ansehen und begibt sich auf die Reise in eine dystopische Zukunft - in der neuen Dok1-Mockumentary „Neusiedl ohne See”, Mittwoch, 31. Mai 20:15, ORF 1.