Dok 1
Ich kann nicht anders - Leben unter Zwang
Sie waschen sich bereits vor dem Frühstück 30-mal die Hände. Mitunter so lange, bis diese blutig sind. Sie kontrollieren jeden Lichtschalter, jedes Fenster und jede Tür so oft, dass sie immer zu spät zu ihren Terminen kommen. Sie haben quälende Gedanken von aggressiven Handlungen, was sie Fremden oder auch ihren Liebsten alles antun könnten. Sie sammeln im Übermaß, fürchten bestimmte Zahlen, müssen immer den gleichen Weg hin und retour gehen oder brauchen eine halbe Stunde für einen einfachen Stiegenaufgang. Weil ihnen ihr Hirn sagt, dass sie auf eben dieser Stiege ein ganz gewisses Schrittmuster zwingend einhalten müssten. Gelingt das nicht: Alles von vorn.
Das sind nur einige der so unterschiedlichen Formen und Auswirkungen von Zwangsstörungen. Betroffene wissen in aller Regel, wie sinnbefreit ihre Taten und Gedanken sind. Trotzdem können sie nicht anders. Zwänge bestimmen ihr Leben und verwandeln es nur allzuoft in einen Horrortrip.
Geschätzte 180.000 Menschen leiden in Österreich an einer oder mehreren Zwangsstörungen. Viele sind dadurch kaum noch oder gar nicht mehr arbeitsfähig. Aber auch die Familien, Freunde und Partnerschaften werden durch diese Zwänge massiv belastet. Sie alle leiden mit.
Hanno Settele trifft in dieser DOK1 Ausgabe mutige Menschen, die offen mit ihm über ihre Zwänge sprechen und ihn an ihrem schwierigen Alltag teilhaben lassen. Gemeinsam haben alle Betroffenen das Anliegen, über die Krankheit aufzuklären und ein Bewusstsein in der Bevölkerung für die Probleme von Menschen mit Zwangsstörungen zu schaffen. Diese DOK1 zeigt aber auch, welche unterschiedlichen Hilfen es für Betroffene in Österreich gibt. Denn: Zwangsstörungen sind therapierbar.
Durch die Sendung begleitet wird Hanno Settele von dem Psychologen und Verhaltenstherapeuten Hans Reinecker.