Dok 1

Wo sind die Alle?

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Wo man hinschaut fehlen Arbeitskräfte - Hanno Settele geht auf Ursachenforschung

Hanno Settele wundert sich: Die Lockdowns sind vorbei, die Kurzarbeit auch – noch nie waren in Österreich so viele Leute beschäftigt – trotzdem muss sein Stammlokal, aus Personalmangel, die Türen für immer schließen. Besitzerin Renate findet keine Leute mehr und ist damit in der Gastronomie bei weitem nicht alleine.

Hanno Settele sitzt mit Wirtin Renate Rosner an einem Tisch in ihrem Gasthaus und prostet ihr mit einem Bier zu. Hanno Settele ist ihr letzter Gast. Die Wirtin muss ihren Betrieb schließen.
orf/BFILM
Wirtin Renate Rosner mit ihrem letzten Gast Hanno Settele, kurz bevor sie ihr geliebtes Stüberl schließen muss.

Aber auch der Tourismus, die Polizei, Spitäler, Schulen und der Handel suchen, neben vielen weiteren Branchen, händeringend nach neuen Arbeitskräften – da stimmt doch was nicht - wo sind die denn alle?

Wurde die Pensionswelle der Babyboomer zu lange ignoriert? Bringt die Work-LifeBalance die Wirtschaft in Schieflage? Haben alle das Falsche studiert oder sind doch Pandemie, Krieg und Krisen daran Schuld, dass sich die Ansprüche der ÖsterreicherInnen an ihre Arbeitswelt verändert haben?

Für Dok 1 begibt sich Hanno Settele auf die Suche nach den Ursachen:

Die Reise durch die Arbeitswelt von heute beginnt in Wien: Das „Steirerstüberl“, ein alteingesessenes Wirtshaus am Spittelberg macht zu. Die Wirtin Renate arbeitet schon ihr ganzes Leben mit großer Leidenschaft in der Gastronomie, aber seit der CoronaPandemie findet sich niemand mehr, der bereit ist, für sie zu kellnern oder zu kochen.

Auch auf dem Hof des Gemüsebauern Ewald Mayr stellt sich die Frage, wie man an die notwendigen Arbeitskräfte kommt, um einen Betrieb zu führen. Auf seinen Feldern arbeiten seit Jahren Vietnamesen als Erntehelfer – eine Arbeit, die in Österreich anscheinend keiner mehr machen will, sogar wenn sie überdurchschnittlich bezahlt wird.

Der Installateurbetrieb Kubica in der Steiermark versuchte, wegen des Mitarbeitermangels, mit der Einführung der 4-Tage Woche Anreize für Fachkräfte zu schaffen, um aus der Masse der Mitbewerber herauszustechen. Dafür gab es prompt Anfeindungen aus der Branche.

Bei KTM in Mattighofen im Blick auf die Zukunft, der Plan umgesetzt, mit Millioneninvestitionen die Lehrlingsausbildung zu modernisieren und attraktiver zu gestalten.

Die Hoffnung ist, dass man so maßgeschneiderte Fachkräfte schon früh an den Betrieb binden kann - auch emotional.

Die renommierte Bildungspsychologin Frau DDr. Christiane Spiel zeigt schon lange arge Versäumnisse für alle Kinder im Bildungssystem auf. Zu lange wurden die Trends eines modernen Arbeitsmarktes und die Anforderungen einer digitalen Gesellschaft verschlafen. Mit Bürokratie überlastete Lehrer und von der rigiden Struktur frustrierte Schüler verschärfen die Probleme zusätzlich.

Aber es gibt auch Bemühungen die Situation zu entschärfen: In Gramatneusiedl, dort wo einst die bahnbrechende Studie über die Arbeitslosen von Marienthal durchgeführt wurde, gibt es ein Ausbildungsprogramm mit Jobgarantie. Das Ziel ist, Langzeitarbeitslos wieder eine Chance zu geben - wie etwa Karl Blaha. Er ist ehemaliger Schuhgeschäftsbesitzer und musste nun umlernen.

Zu guter Letzt macht Hanno Settele noch bei einem Job-Speed-Dating-Event mit, das eine unkomplizierte Möglichkeit für Firmen und Bewerber bietet, sich schnell persönlich kennenzulernen. Ob es dort wohl zwischen Unternehmen und Arbeitssuchenden besser funkt, als auf dem klassischen Bewerbungsweg?

Um dem Problem des aktuellen Arbeitsmarkts auf den Grund zu gehen, trifft Hanno Settele auch auf weitere Experten und Betroffene, die im Spannungsfeld zwischen den Sorgen der Unternehmen, den Wünschen der Arbeitssuchenden und den Problemen eines Arbeitsmarkts gefangen sind, der nicht mehr zu funktionieren scheint.