Der talentierte Herr Chorherr
Außer Spesen nichts gewesen?
Christoph Chorherr war der erste Grüne, der wegen Korruption angeklagt wurde. Der Prozess endete mit einem Freispruch. „Der talentierte Herr Chorherr“ nimmt die Affäre zum Anlass, die Stadtplanung in Wien genauer zu beleuchten.
Ein Investor, ein Hochhausprojekt in Wien, eine Schule in Südafrika, ein grüner Politiker, anonyme Anzeigen und die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft: Das sind die Zutaten für einen Wirtschaftskrimi, der die Stadt Wien jahrelang beschäftigt hat. Können Immobilieninvestoren Bauprojekte durchsetzen, wenn sie an die richtigen Leute spenden?
Die WKStA wollte starke Indizien dafür gefunden haben und erhob in der Heumarkt-Causa Anklage. Die Beschuldigten: das Who's who der Baubranche und Christoph Chorherr, ehemals Planungssprecher der Wiener Grünen. Das Besondere dabei: Er soll das Geld nicht für sich selbst genommen haben, sondern für seinen gemeinnützigen Verein, der Schulprojekte in Südafrika finanziert, so der Vorwurf.
Christoph Chorherr ist der erste Grüne, der mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert war. Die ORF Dokumentation „Der talentierte Herr Chorherr“ zeichnet seinen Werdegang nach, vom Sohn aus bürgerlichem Haushalt und Fahrradaktivisten zum politischen Visionär und Gestalter und schließlich Bäckereiunternehmer.
Der Prozess endet im Jänner 2023 mit Freisprüchen für alle Angeklagten, wirft aber Fragen auf: Gibt es eine zu große Nähe zwischen Politik und Investoren? Wie transparent sind die Vergabeverfahren? Wie sorgt die stark wachsende Stadt Wien für genügend leistbaren Wohnraum? Hat die WKStA nicht sorgfältig gearbeitet? Und: Was wurde eigentlich aus dem Heumarkt-Projekt, das die ganze Affäre ins Rollen gebracht hat?