Brennpunkt Österreich

Die große Mietmisere

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So ächzt Österreich unter den extremen Kosten fürs Wohnen

Explodierende Mietkosten, überteuerte Wohnungen, ein überlebenswichtiges Grundbedürfnis, das zum unleistbaren Luxus wird: Die neue Folge „Brennpunkt Österreich: Die große Mietmisere“ begleitet Menschen, für die die in den letzten Jahren gestiegenen Wohnkosten existenzbedrohend geworden sind. Der Film zeigt Pensionistin Christine. Sie ist 67, hat drei Kinder großgezogen, ist geschieden und infolge ihrer niedrigen Pension auf die finanzielle Hilfe ihrer Kinder angewiesen. „Dass ich mir das alles nicht leisten kann, ist beschämend. Ich will nicht mehr. Dieses Gefühl abhängig zu sein, ist so demütigend für mich. Ich habe immer alles allein geschafft“, erzählt die Frau. Ihre Wohnung ist schon seit zwei Jahren zu teuer, doch passende Alternativen gibt es bislang kaum. Seit Jahren ist sie auf Wohnungssuche.

Die Alleinerziehende 42Jährige Margot aus Wien ist selbständig und hat zwei Jobs – als Trainerin und als Online-Beraterin für Verkaufsangestellte – doch die Kosten- und Einkommensschere geht immer weiter auseinander. „Die ganze Zeit bin ich damit beschäftigt, wie komme ich die nächsten 4-5 Wochen über die Runden, wann muss ich das zahlen, wann jenes, wie geht sich alles aus?“ In ihre Wohnung ist sie mit ihrem damaligen Partner und ihren 2 Kindern gezogen – doch die Beziehung ging in die Brüche. Jetzt sitzt sie in einer etwas zu großen Wohnung fest. Die finanziellen Mittel für einen Umzug würden sich auf ca. 12.000 Euro belaufen. Die hat sie aber nicht. Und eine neue Wohnung würde außerdem in 1-2 Jahren wieder zu teuer sein. „Man ist in einer Spirale gefangen, aus der man nicht rauskommt und von der man nicht weiß, wann sie enden wird“, erzählt sie.

Auch Sandra ist von den enormen Wohnkosten betroffen – auf noch extremere Weise: Sie ist wohnungslos, im Lobmayerhof – einer sozialen Wohneinrichtung für Frauen in Wien – einquartiert. Sie schildert, wie schnell es gehen kann, dass man oder frau auf der Straße landet.

Ähnlich prekär ist die Situation in Innsbruck. Hier sind die Wohnpreise die höchsten in ganz Österreich. Studierende bezahlen an die 700 Euro für ein WG-Zimmer. Viele von ihnen kritisieren diese Entwicklung und weisen auf den hohen Leerstand an Wohneinheiten in der Tiroler Landeshauptstadt hin. Über 10% der Wohnungen sollen hier angeblich leer stehen.

EigentümerInnen sind aber nicht immer die gierigen Kapitalisten, wie man sie sich vorstellt: Der Hauseigentümer Richard Menapace ist Wohnhausbesitzer und zugleich auch Verwalter, er schildert, wie hoch der Kostendruck auch auf der Eigentümerseite ist: 20% höhere Baukosten, gestiegene Kommunalabgaben, teure Sanierungen und Steuern, die MieterInnen und VermieterInnen treffen – der finanzielle Spielraum ist auch für die, die Wohnraum besitzen, nicht allzu groß. „Und ein bisschen was, darf man ja auch verdienen, wenn man Kapital investiert – etwa zur Vorsorge oder für den Lebensabend“, meint Menapace.

Der Film zeigt auch den Kampf von AktivistInnen gegen Leerstand, Zwangsräumungen und Strategien, um Wohngebäude von Mietern freizubekommen. In der Bundeshauptstadt gibt es Beispiele, wo die sozial schwächsten - beispielsweise Asylberechtige-  Miete zahlen, die Zustände in den Gebäuden aber derart desolat sind, dass ein Bleiben zunehmend unmöglich wird. Die AktivistInnen machen immer wieder durch Hausbesetzungen oder Proteste auf diese Missstände aufmerksam und fordern leistbaren Wohnraum für alle.

„Die große Mietmisere“ von Julia Hammerl und Florian Höllerl, produziert von der Wiener Filmproduktion Neulandfilm Medien GmbH, zeigt Menschen, die versuchen weiterzukämpfen, solange es irgendwie geht, Menschen, die resignieren, oder die protestieren, um die herrschenden Zustände zu verändern.