Brad Pitt: Die Revanche eines Sexsymbols
Regisseur Ridley Scott legte persönlich Hand an: Für eine erotisch aufgeladene Szene in „Thelma & Louise“ ölte er das Sixpack von Brad Pitt ein, um dessen körperlichen Vorzüge noch besser zur Geltung zu bringen. Mit Pitts Spielfilm-Debut in dem Roadmovie war über Nacht ein Superstar geboren – weniger wegen seiner schauspielerischen Leistung als wegen seines Sexappeals. Was dem Schauspieler zunächst Ruhm und Heerscharen kreischender weiblicher Fans einbrachte, sollte nunmehr an ihm kleben bleiben wie Pech. Das Regieduo Adrien Dénouette und Thibaut Sève zeichnet in seinem Porträt nach, wie sich Brad Pitt über drei Jahrzehnte gegen das Image des Posterboys zur Wehr zu setzen versuchte – aber auch gegen seine eigene Eitelkeit.
Brad Pitt wurde in eine fromme Familie inmitten des so genannten Bible Belt im Südosten der USA geboren. Als Teenager entdeckte er seine Leidenschaft für das Kino, das seinen Blick weitete. Sein Leinwand-Idol: Robert Redford, mit dem er viele Jahre später eine fruchtvolle Partnerschaft eingehen sollte. Blutjung brach er mit einem klaren Ziel vor Augen auf: Hollywood.
Schnell ergatterte er einen Studiovertrag, doch seine Karriere in lachhaften Soap Operas dümpelte dahin. Erst als er für einen Werbespot seinen durchtrainierten Körper freimachte, zog er die Blicke von Presse und Fans auf sich – und Ridley Scott wurde auf ihn aufmerksam. Schon ein Jahr nach „Thelma & Louise“ kam es zur ersten Zusammenarbeit mit seinem Vorbild Robert Redford, der ihn in dem anspruchsvollen Filmdrama „A River Runs Through It“ inszenierte. Und doch: In den meisten der darauffolgenden Produktionen war er auf einen Typus festgelegt.
Egal, ob als sexy Vampir in „Interview With a Vampire“, ob als Bergsteiger-Legende Heinrich Harrer in „Seven Years in Tibet“ oder als verführerischer Tod in „Meet Joe Black“: immer war der Fokus auf die erotische Anziehungskraft des Stars gerichtet. Pitt steckte in der Klischeefalle – die Fragen von Journalist*innen und in Talkshows zielten stets auf seinen Sexappeal ab. Immer wieder versuchte er seinem Bild in der Öffentlichkeit zu entkommen, wagte riskante Projekte: In „Fight Club“ etwa dekonstruierte er seine Körperlichkeit, indem er in gewalttätigen Szenen zu Brei geschlagen wird. Der tatsächliche Befreiungsschlag gelang ihm erst, als er sein eigenes Image aufs Korn nahm und ironisierte. In „Burn After Reading“ gibt er einen imbezilen Fitnesstrainer und in seiner Oscar-Rolle in „Once Upon a Time… In Hollywood“ persiflierte er seine sexuelle Anziehungskraft.
Künstlerisch freispielen konnte sich Bitt auch als erfolgreicher Filmproduzent: Für das Sklavendrama „12 Years a Slave“ erhielt er seinen ersten Oscar. Die Arbeit an dem Film spiegelt auch sein sozialpolitisches Engagement. Mit dem Privatleben des Filmstars gehen die Regisseure Adrien Dénouette und Thibaut Sève dezent um: Wohl wird seine überwundene Alkoholabhängigkeit thematisiert, die viel publizierten Ehen mit Jennifer Aniston und Angelina Jolie (samt Rosenkrieg bei der Scheidung) werden aber nur gestreift.