Hals und Kopf einer Giraffe ragen von links in den Bildausschnitt.
ORF/BBC/Glenda Borchelt /Getty Images
Die majestätische Giraffe hat Forscher zur Entwicklung von Raumanzügen inspiriert.

Universum

MEGA - Die Giganten der Tierwelt

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Der dreißig Meter lange Blauwal, die sechs Meter hohe Giraffe, der fünf Tonnen schwere Elefant  - Größe beeindruckt.

Sie verschafft Respekt und verringert die Zahl der potenziellen Feinde. Wer groß ist, hat mehr Überblick und mehr Reichweite. Doch kein Vorteil, wo nicht auch ein Nachteil. Denn Größe muss sich rechnen. Ein massiger Körper braucht viel Platz, viel Bewegungsenergie und – enorme Mengen an Nahrung. Die Evolution hat erstaunlich komplexe Lösungen hervorgebracht, damit ein großer Körper fit genug ist, um existieren zu können. Der Lebensraum und sein Angebot bestimmen, welche und wie viele Lebewesen sich zu den Giganten der Natur zählen können. „MEGA – Die Giganten der Tierwelt“ ist ein außergewöhnliches Panoptikum der Superlative, die die Natur im Laufe der Evolution zu Wasser, zu Land und in der Luft entwickelt hat.

Bis zu 33 Meter lang und 190 Tonne schwer - der Blauwal ist das größte bekannte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat. Wer so groß ist, hat naturgemäß auch einen enormen Appetit. An einem Tag kann der Meeresgigant etwa 3,5 Tonnen Krill vertilgen. Ein Happen entspricht einer halben Million Kalorien, dem Tagesbedarf von 200 Menschen. So beeindruckend diese Zahlen auf sein mögen, der Blauwal hat sein natürliches Größenlimit noch nicht erreicht. Begrenzt wird es  lediglich durch die Verfügbarkeit des Futters. Stünde ihm die enorme Menge täglich zur Verfügung, würde dieser Wal noch weiter wachsen. Dass er im Wasser zuhause ist, ist dabei kein Zufall. An Land würde ihn das eigene Gewicht buchstäblich erdrücken.  

Blauwal unter Wasser, Luftblasen strömen aus seinem Maul.
ORF/BBC/Doc White/naturepl.com
Der Blauwal ist das größte Tier, das je gelebt hat.

Unter den landbewohnenden Tierarten findet sich deshalb keine Gigantomanie dieser Art. Die Erdanziehungskraft setzt eine natürliche Grenze, wie schwer ein Körper sein kann, um noch beweglich und energieeffizient genug zu bleiben. Ein Elefantenmännchen bringt stolze sechs Tonnen auf die Waage. Damit es sich selbst auf seinen ausgedehnten Wanderungen auf der Suche nach Futter und Wasser tragen kann, ist es mit einem speziellen Binde- und Fettgewebe zur Stütze des Skeletts ausgestattet.. Um die Gelenke beim Gehen zu schützen, stehen seine Beine vertikal auf dem Boden. Aus anatomischer Sicht sind Elefanten Zehenspitzengänger – der Fußpolster aus Fett und Bindegewebe machte daraus im Laufe der Evolution eine „Säule mit Sohle“, um das Gewicht bestmöglich in Balance zu halten.. 

Elefant, von unten fotografiert.
ORF/BBC/Steve Bloom Images/Alamy Stock Photo
Der Afrikanische Elefant ist das größte Landtier der Erde.

An Körperhöhe ungeschlagen ist die Giraffe. Ein Augenpaar in sechs Metern Höhe erlaubt enorme Weitsicht. Außerdem lassen sich Futterstellen nützen, wo kaum ein anderes Tier mehr mitnaschen kann. Einzigartig unter den Säugetieren ist die Höhe des Blutdrucks. Mit „280/180“  kann das Gehirn durch den meterlangen Hals mit Sauerstoff versorgt werden. Doch wehe, wenn es ums Trinken geht. Dann schließen sich die Venenklappen in den enorm elastischen Blutgefäßen, damit das Tier den Kopf überhaupt bis zum Boden senken kann - Venen wie Stützstrümpfe.

Gewicht macht so manche Eigenschaft überhaupt erst möglich: Wer abheben und im Ozean fischen will, benötigt ein ausgeklügeltes Mittelmaß an Masse. Der Albatros zählt mit 12 Kilogramm zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Erde. Unübertroffen ist seine Flügelspannweite von dreieinhalb Metern. Nur dank seines Gewichts kann dieser Vogel die Auf- und Fallwinde über der Meeresoberfläche für sich ideal nützen, um im Segelflug dahingleiten zu können ohne abzustürzen.

Ein Albatros blickt in Richtung des Meers, Felsen liegen vor der Küste. Der linke Flügel nimmt den Großteil des Bildes ein, rechter Flügel und untere Körperhälfte sind nicht zu sehen.
ORF/BBC/David Tipling/naturepl.com
Der Wanderalbatros hat mit über 3 Metern die längste Spannweite eines Vogels.

Umweltfaktoren tragen erheblich dazu bei, ob ein Tier groß oder kleinwüchsig sein kann. So ließ zum Beispiel der Mangel an Konkurrenz so manche Spezies enorm wachsen, wie etwa die Hochland-Weta in Neuseeland. Diese Langfühlerschrecke kann bis zu neun Zentimeter lang werden. Da es in Neuseeland ursprünglich keine Kleinsäugetiere gab, hat diese Schrecke eine Nahrungsnische für sich allein in Anspruch nehmen können. Sie frisst alles, was überall sonst auch Maus & Co vertilgen.

Manche Giganten ihrer Art sind zwar groß, aber schwächlich. Der Komodowaran ist mit bis zu drei Metern die größte und schwerste Echse der Welt. Als fleischfressender Jäger hat er jedoch ein Problem: die Bisskraft einer Hauskatze. Trotzdem ist jeder seiner zarten Bisse tödlich. Ein Gift macht es möglich, selbst Wasserbüffel zu erlegen, die fünfmal so schwer sind wie er selbst. Zum Sattwerden muss der Waran überdies ein wenig Geduld mitbringen. Die Echsen warten oft tagelang, bis ihre Beute verendet ist. Dafür können die Komodowarane bei einer einzigen Mahlzeit gleich 80 Prozent ihres Körpergewichts verschlingen.

Größe ist natürlich relativ. So gibt es auch Giganten innerhalb kleiner Gattungen, wie faustgroße Schnecken, fingerlange Hornissen, Krebse mit einem Meter Beinspannweite oder Riesenegel, die so lang sind, wie ein menschlicher Oberschenkel. Und manche Tierarten erreichen ihre gigantischen Maße erst in Gemeinschaft, wie die Korallentierchen, die als Kolonie das größte lebende Gebilde der Weltmeere erschaffen – das Große Barriere Riff.

„MEGA – Die Giganten der Tierwelt“  ist ein spannendes Sammelsurium an, im wahrsten Sinne des Wortes, „großartigen“ Schöpfungen der Natur. Ob im Reich der Insekten, unter Wasser oder innerhalb der Säugetier-gattungen an Land – die Evolution macht ihr Ziel anhand so mancher Tierart unmissverständlich deutlich: Wachstum. Doch Körperkraft und imposante Erscheinung allein sind keine ausreichenden Garanten für Fortbestand. Letztlich kommt es auf die Fitness an. Die bestmögliche anatomische und sinneskräftige Ausstattung hat die Giganten der Natur zwar zu Ausnahmespezialisten gemacht, doch  genau das ist auch ihre größte Schwäche. Jede noch so kleine, aber grundlegende Änderung des Lebensraumes macht sie besonders verwundbar. Denn sich anzupassen, benötigt Zeit. Wer groß ist, hat jedoch eine höhere Lebenserwartung - und pflanzt sich deshalb auch weniger häufig fort.

Gestaltung

Emily Taylor

Bearbeitung

Doris Hochmayr