Als Wien Weltstadt wurde - 150 Jahre Weltausstellung in Wien
Sie hätte eine Demonstration imperialer Macht und wiedererwachten Selbstbewusstseins der k.u.k.-Monarchie nach den verlorenen Kriegen gegen Piemont/Frankreich und Preußen werden sollen. Tatsächlich war die Weltausstellung in Wien 1873 von Pannen, Pech und einer veritablen Pleite geprägt. Und doch: die monumentale Exposition wurde zur Bühne der Weltpolitik, stieß zahlreiche Innovationen an und gab Wien den Weg zur Weltstadt frei. In ihrem Film erweckt Regisseurin Barbara Weissenbeck mittels aufwendiger Animationen des Weltausstellungsgeländes samt seines Zentralbaus der Rotunde, sowie mit animierten Fotos und Postkarten die Zeit um 1873 zu neuem Leben.
Das Eröffnungskonzert am 1. Mai fand in der Rotunde statt, als dort noch die letzten Bauarbeiten im Gange waren. Der dadurch verursachte Lärm beeinträchtigte die musikalischen Darbietungen in dem aufgrund seiner Größe und Bauweise akustisch ohnedies höchst problematischen Gebäude. Daraufhin wurden die Konzerte in der Rotunde gestoppt und in aller Eile ein eigener Musikpavillon errichtet. Überdacht waren jedoch nur die Plätze der Musiker und zu allem Unglück litt die Weltausstellung speziell während der ersten Wochen unter sehr ungünstigem Wetter.
Nur eine Woche nach der feierlichen Eröffnung vom 1. Mai 1873 kam es am 9. Mai in Wien zu einem Börsenkrach, der in eine internationale Wirtschaftskrise mündete. Als weiteres Desaster folgte der Ausbruch einer Choleraepidemie in Österreich-Ungarn, die während der Zeit der Ausstellung auch Wien erfasste und internationale Besucher abschreckte.
Die Wiener Weltausstellung diente trotz allem als Treffpunkt der Weltpolitik - für den deutschen Kaiser, den Zar von Russland und den König von Schweden. Auch Japans Teilnahme an der Weltausstellung wurde zum überzeugenden Erfolg. Weit über die Grenzen der Monarchie hinaus fand die erstmalige Präsenz hohe Aufmerksamkeit. Besonders die Abteilung für Textil- und Bekleidungsindustrie erweckte großes Publikumsinteresse.
Eine weitere Publikumsattraktion war der Besuch von Naser al-Din, Schah von Persien, der mit einer Entourage von 60 Personen eintraf und in Schloss Laxenburg residierte. Nach seiner Abreise hinterließ er offene Rechnungen in Wiener Geschäften, insbesondere bei Juwelieren, da Perser gemäß einer Landessitte niemals in Gastländern bezahlten, weil sie dadurch die Gastfreundschaft zu verletzen glaubten. Mit 20 Millionen Besucher*innen hatten die Veranstalter gerechnet, gekommen waren letztlich nur rund 7.255.000. Das daraus resultierende Defizit von knapp 14.867.000 Gulden übertraf die Einnahmen um ein 3.5-faches.
Barbara Weissenbeck erzählt in ihrem Film von den politischen, gesellschaftlichen und tagesaktuellen Ereignissen vor, während und nach der Weltausstellung Wien 1873. Ein Journalist der damalig einflussreichten Tageszeitung „Internationale Ausstellungs-Zeitung der Neuen Freien Presse“ führt mittels Reenactments durch den Film und die lebhafte Geschichte dieser sechs Monate.