Ewiger Kreislauf
Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur steht im Zentrum der Ausstellung „Arcimboldo – Bassano – Bruegel. Die Zeiten der Natur“ im Kunsthistorischen Museum.

Es ist die erste Ausstellung unter der Ägide des neuen Generaldirektors Jonathan Fine und zeigt anhand einiger der bedeutendsten Werke der Sammlung, wie sich im Laufe des 16. Jahrhunderts ein neues Naturverständnis in der Gesellschaft entwickelt hat – von der Bedrohung hin zum Forschungsgegenstand. Am Beginn der Schau stehen einige Zeichnungen von Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer. Der Fokus liegt aber auf den unterschiedlichen Jahreszeit-Zyklen von Bruegel, Arcimboldo und der Familie Bassano.

Von Pieter Bruegel d.Ä. stammen die ersten Landschaftsbilder überhaupt. In seinen Gemälden steht der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt, sondern ist eher Rand-Erscheinung in einer übermächtigen Naturkulisse. Die Bedeutung des Menschen ist im Vergleich zu den Kräften der Natur verschwindend gering.

Im Unterschied dazu schenkt Giuseppe Arcimboldo dem Menschen viel Raum in seinen berühmten Komposit-Köpfen, verdeutlicht aber auch, dass der Mensch zur Gänze aus Natur gebildet ist. Und auch Jacopo Bassano und seine Söhne Leandro und Francesco stellen den Menschen zwar in den Vordergrund, zeigen aber deutlich wie stark ihr Alltag damals von den Launen der Natur und dem Wechsel der Jahreszeiten geprägt war.

Und eben diese Vorstellung des Menschen, der ganz in die Zeit der Natur eingepasst war, aus heutiger Sicht wiederzuentdecken, ist spannend. Unsere Vorstellung von Zeit ist mittlerweile völlig abgekoppelt von der Natur: längst sind Erdbeeren auch im Winter erhältlich, lässt sich dank elektrischem Licht die Nacht zum Tag machen und dank Flugreisen selbst der Winter in den Sommer verwandeln und umgekehrt. Das war für Pieter Bruegel, Giuseppe Arcimboldo und Konsorten völlig unvorstellbar.

Wie, wann und warum sich im Laufe der Geschichte die Trennung von Klima und Gesellschaft, von Mensch und Natur, in unseren Köpfen verfestigt hat – das hat Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Eva Horn in ihrem Buch „Klima. Eine Wahrnehmungsgeschichte“ analysiert.

Der KulturMONTAG hat mit ihr noch vor der Eröffnung eine Runde durch die Schau im Kunsthistorischen Museum gedreht und auch Kuratorin Francesca Del Torre Scheuch sowie Generaldirektor Jonathan Fine zum Interview gebeten.
TV-Beitrag: Stefanie Simpkins
Links:
- „Arcimboldo - Bassano - Bruegel. Die Zeiten der Natur“ - KHM
- Ausstellungskatalog „Arcimboldo - Bassano - Bruegel. Die Zeiten der Natur“ - Francesca Del Torre Scheuch
- Museumsguide inklusiv – Kunst und Kultur barrierefrei erleben - Doris Rothauer
- „Klima. Eine Wahrnehmungsgeschichte“ - Eva Horn
- kulturMONTAG