Hoffnung auf das schnelle Glück
Menschen, die ihre Mieten oder Heizkosten nicht mehr bezahlen können, die sich Essen nicht mehr leisten können, ihre Jobs oder ihre Ersparnisse verlieren. Die Welt steht an der Kippe und überall hoffen die Menschen auf ein kleines, rasches Glück. Die wirtschaftliche Situation unseres Planeten ist angespannt, Unsicherheit und Angst sind allgegenwärtig. Bei den Salzburger Festspielen steht Sergej Prokofjews Oper „Der Spieler“ erstmals auf dem Programm, ein Stück, das heute eine verblüffende Relevanz und Aktualität aufweist.
Das zeitlose Werk basiert auf dem 1867 erschienenen Roman von Fjodor Michailowitsch Dostojewski, der in seinen vielschichtigen Büchern einen profunden Einblick in die gesellschaftliche Situation im Russland des 19. Jahrhunderts gibt, und von Krisen, Konflikten und menschlichen Abgründen erzählt. In der Geschichte des „Spielers“ dreht sich alles um eine Gruppe von Menschen im fiktiven Kurort „Roulettenburg“.
Sie alle stehen kurz vor dem finanziellen Ruin und hoffen auf den Geldsegen einer umfangreichen Erbschaft. In der Figur des Hauslehrers Alexej thematisiert Dostojewski seine eigene Spielsucht. Der Schriftsteller war ein armer Student, als er durch Europa reiste und in jedes Casino, in jede Spielhalle ging. Ein wütender junger Mann, der den westlichen Kapitalismus und seine Fehler kritisierte. Die 1860er-Jahre brachten das Scheitern aller Revolutionen. Der Kapitalismus ging als Sieger hervor.
„Aber wie viele Milliardäre gibt es in unserer Zeit, die unser Geld in der Tasche haben?“, fragt Peter Sellars und ist überzeugt davon, dass sich das System seither nicht verändert hat. Wie kann man überleben, wenn man keine Hoffnung mehr hat, und nur noch im Zocken den Funken einer Zukunft erkennen kann? „Alles sei ein Spiel, auch die Weltpolitik“, sagt der US-amerikanische Regisseur.
Prokofjew komponierte die Oper 1916 und 1917 in Russland, als sich die Revolution schon abgezeichnet hat. In seiner Musik spiegeln sich die Dringlichkeit, die Energie und die tiefen Emotionen wider. Für Peter Sellars handelt die Oper auch vom Widerstand gegen ein System, vom Widerstand gegen die Weltordnung, vom Widerstand gegen eine korrupte Herrschaft, erzählt er im Gespräch mit Clarissa Stadler.
TV-Beitrag: Susanna Schwarzer