Ein genialer Paradiesvogel

Jean Paul Gaultier & seine „Fashion Freak Show“

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Er gilt als „enfant terrible“ der internationalen Fashion-Szene: Jean Paul Gaultier praktizierte Diversität auf dem Laufsteg, lange bevor Heidi Klums „Germanys Next Topmodel“ Vielfalt propagierte. Er brach Tabus, entstaubte die Modewelt, sein Stil war einzigartig - vom Naked Dress über die Techno Dots bis zu Madonnas ikonischem Kegel-BH. Als einer der Ersten lotete er die Gender-Fluidität aus.

Fashion Freak Show
Show Factory Entertainment/Mark Senior

Seiner Zeit war Jean Paul Gautier, der aus den Pariser Banlieues stammt, in vielerlei Hinsicht weit voraus. So engagierte der französische Stardesigner Menschen für seine Mode, die keine klassischen Modelmaße hatten und wurde damit zu einem Vorreiter der Body-Positivity-Bewegung. „Ich liebe die Vermischung von Kleidung, Menschen, sozialen Klassen, Geschlechtern ...“, sagte Jean Paul Gaultier einmal und machte Inklusion, Vielfalt und die Vermischung von Genres zu den Grundlagen seines Universums.

Fashion Freak Show
Show Factory Entertainment/Mark Senior

Ein Universum, in dem Menschen jeder Hautfarbe, Art und Identität gefeiert werden. Einst war er als blutjunger Assistent von Pierre Cardin Teil einer Welt geworden, die er später entscheidend mitbeeinflusste und -prägte. 1976 veröffentlichte der erst 24-Jährige seine erste Kollektion, die er allerdings als katastrophal einstufte. Und dennoch überzeugte er Modekritiker wie Publikum mit seinem Talent und sorgte mit seinen Shows immer wieder für Aufsehen.

Jean Paul Gaultier 2020
APA/AFP/Anne-Christine Poujoulat

2020 verabschiedete sich der humorvolle Designer von den Laufstegen unter dem Motto „Aufhören, wenn es am besten ist“. Gleichwohl, kreativ ist der Franzose immer noch. Mit seiner „Fashion Freak Show“, für die er als Autor, Regisseur und Kostümbildner verantwortlich ist, hat er sich einen Traum erfüllt.

Fashion Freak Show
Show Factory Entertainment/Mark Senior

Seitdem er als Neunjähriger zusammen mit seiner Großmutter zum ersten Mal eine Folies-Bergère-Premiere im Fernsehen gesehen hatte, wünschte er sich nur eins: eine eigene Revue. Die „Fashion Freak Show“, in der er lustvoll auf sein Leben zurückblickt, funktioniert mal als Musical, mal als Varieté, die Nähe zum Catwalk ist immer unverkennbar. Die Kostüme zeigen, was Gaultiers Stil so unverwechselbar macht. Die gestreiften Matrosenpullover, die Marinières, sind omnipräsent, kombiniert mit Denim; und natürlich feiert diese Inszenierung auch Röcke für Männer, die Corsage, die Kegel-BHs, Bondage oder Reifrock-Roben.

Fashion Freak Show
Show Factory Entertainment/Mark Senior

Zwischen Tableaux Vivants, Partystimmung und Voguing wird schnell deutlich, wie Gaultier Mode versteht: fantasievoll, fröhlich und vor allem sinnlich. Seit der Uraufführung 2019 im Folies Bergère in Paris tourte das extravagante Spektakel quer durch Europa und macht im Juli auch in Wien Station.

TV-Beitrag: Nicola Eller

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