Traum & Wirklichkeit
Im August jährt sich die Unterzeichnung des sogenannten „Civil Rights Act“ durch US-Präsident Lyndon B. Johnson zum 60. Mal: Das Bundesgesetz aus 1964, das - 101 Jahre nach Abschaffung der Sklaverei - auch ein Ende der Rassentrennung bedeuten sollte. Diese beherrschte das öffentliche Leben in den USA Anfang der 1960er. Rechtlich wurde sie nicht sanktioniert, im Norden der USA vielfach praktiziert und im Süden sogar institutionalisiert angewendet.
Schwarze mussten in Bussen hinten sitzen oder aufstehen, wenn Weiße einen Platz brauchten, der Unterricht an Universitäten war Weißen vorbehalten, nicht mal dieselben Toiletten durften Schwarze benutzen. Und mit Schikanen wurden sie davon abgehalten, sich in Wahlregister eintragen zu lassen. Dass mit dem „Civil Rights Act“ ein neues, gerechteres Amerika entstehen sollte, war der Erfolg einer Bürgerrechtsbewegung, die immer mehr Zulauf erhielt - bei Schwarz und Weiß. Und vor allem durch ihren bekanntesten Vertreter, dem jungen Pastor und brillanten Redner Martin Luther King, der gewaltlosen Protest und Widerstand predigte. Seine „I have a dream“- Rede vor dem Lincoln-Memorial und 250.000 Menschen, die aus allen Teilen des Landes nach Washington gekommen waren, ging in die Geschichte ein.
Der institutionelle Rassismus in den USA setzt sich allerdings auch im 21. Jahrhundert in fast allen Lebensbereichen fort, sei es bei Bildung, Gesundheitsversorgung, in Polizei, Justiz, Wirtschaft und Politik. Und selbst wenn sich der ehemalige und vielleicht auch nächste Präsident der USA, Donald Trump, seinen „America First“-Slogan nicht von gleichlautenden Bannern des Ku Klux Klan abgeschaut hat, so haben Nationalisten bis Neonazis in den USA Hochkonjunktur. Für viele bedeutet Trumps Botschaft des „Make America Great Again“ auch „Make America White Again“. Die Sehnsucht nach einem amerikanischen Traum, den Weiße nur für sich - und sei es durch Gewalt - durchsetzen wollten.
Der kulturMontag hat Martin Luther King-Biograf Jonathan Eig
und die junge Bürgerrechts-Aktivistin Nupol Kiazolu getroffen.
TV-Beitrag: Alexander W. Rauscher