Toughe Frau
Sie war knallhart, kess und hatte jede Menge Kohle: Anna Neumann von Wasserleonburg war im 16. Jahrhundert eine der reichsten und mächtigsten Frauen Österreichs, deren Vermögen den Wohlstand der Schwarzenberg-Dynastie begründete. Zum 400. Todestag beleuchtet ein neues Buch diese außergewöhnliche Frau.
In ihrem Roman „Witwenküsse“ hat die Autorin Friederun Pleterski in einer Mischung aus Auswertung vorhandener Quellen und Fiktion diese Biografie neu aufleben lassen. Anna Neumann war sechsmal verheiratet, wurde der Ketzerei angeklagt, aber freigesprochen und starb 1623 im für ihre Zeit bemerkenswert hohen Alter von 88. In Villach als Tochter einer Kaufmanns- und Gewerkenfamilie geboren, gelang ihr der Aufstieg in den Adelsstand. Bereits durch das Erbe ihres Vaters war Anna finanziell gut ausgestattet, ihr Geschick als Unternehmerin hat dieses jedoch potenziert. Ihre wirtschaftliche Umtriebigkeit sowie die gesellschaftliche Stellung durch ihre Heiraten haben Anna Neumann aber auch einen bisweilen zweifelhaften Ruf gebracht.
Als Business-Woman zählte Anna Neumann in ihrer Zeit zu den größten Geldgebern des Kaiserhofes und des Erzbistums Salzburg. Allein der Kaiser stand bei ihr mit rund 40 Millionen Euro in der Kreide. Ihre letzte Ehe mit Georg Ludwig Graf zu Schwarzenberg war eine reine Vernunft- und Geld-Ehe, hatte Anna doch keine Nachkommen. Die „Neumannin“ eröffnete mit ihrem Vermögen dem jungen Schwarzenberg, der bereits als 20-Jähriger ein hoffnungsvoller Diplomat war, eine glänzende Karriere.
Auch heute noch existieren Orte, die man mit dem Namen dieser ungewöhnlichen historischen Figur in Verbindung bringt. Schloss Wasserleonburg im Gailtal zum Beispiel, auf dem sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Ein halbes Jahrhundert lang wohnte sie im Alten Schloss Liechtenstein zu Murau, wo sie als Stadtherrin viele Spuren hinterließ: Neben der Kapuzinerkirche, in der sie begraben liegt, befindet sich eine Bronzeskulptur, eine Straße ist nach ihr benannt.
Sie hatte aber auch Verbindungen in den Süden, in Venedig trieb ihr Vater schwungvollen Handel im Fondaco dei Tedeschi, dem ersten großen Kaufhaus Europas und sie stand in wirtschaftlicher Verbindung mit dem Abbau von Quecksilber im heute slowenischen Idrija, wo die Burg Gewerkenegg mit einem Museum an die Blütezeit des Bergbaus erinnert.
Der kulturMontag begibt sich auf Spurensuche.
TV-Beitrag: Eva Maria Kaiser