Grantler, Raunzer, Zwiedawurzn

Das unfreundliche Wien

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„Wie schön wäre Wien ohne Wiener!“, darüber sinnierte der grandiose Georg Kreisler schon Anfang der 1960er Jahre in einer seiner legendären Hymnen des schwarzen Humors. „Wien ist eine einzige stumpfsinnige Niederträchtigkeit“, polemisierte und provozierte Dichterfürst Thomas Bernhard in seinem Skandalstück „Heldenplatz“. Und der berühmt-berüchtigte Helmut Qualtinger stellte trefflich fest, dass „die anzige Art der Zufriedenheit, die´s in Wien gibt der Tod is“. 

Helmut Qualtinger
APA

Und damit sind wir bei des Pudels Kern. Denn bei der jüngsten Umfrage des „Expat City Ranking“ der Organisation Internations ist die Hauptstadt der Alpenrepublik in Sachen Lebensqualität zwar unter den ersten zehn, was die Unfreundlichkeit der Wiener betrifft allerdings Schlusslicht. Bereits in den Jahren zuvor kostete Wien die übel gelaunte Bevölkerung ein gutes Gesamtergebnis. Auch 2022 reichte es nur für Platz 27 unter 50 Städten weltweit. Expats haben den Wiener allgemein als unfreundlich und gegenüber der ausländischen Bevölkerung als besonders ablehnend beschrieben. 54 Prozent fanden es laut der Umfrage schwer, sich mit den Wiener*innen anzufreunden. Weitere 32 Prozent fühlten sich nicht willkommen – auch hier belegte die Stadt den letzten Platz.

Grantiger von Messerschmidt
ORF

Kein Wunder möchte man meinen, besagt doch der Paragraf 1 im Wiener Grundgesetz: „Bevor I mi aufreg, is ma liaba wuascht“. Wien ist Welthauptstadt des Grantelns und Raunzens. Synonyme dafür gibt es zuhauf, scheint doch das Mosern oder Matschkern, das Lamentieren oder Nörgeln eine der Lieblingsbeschäftigungen der Bevölkerung zu sein. Die Kennworte des Wieners: „Wie komm denn i dazu? Es zahlt sich ja net aus! Tun S’ Ihnen nix an!” brachte Arthur Schnitzler auf den Punkt. „Wien bleibt Wien“ hielt Obernörgler Karl Kraus in seinen „Letzten Tagen der Menschheit“ fest.

Malarina
ORF

Der „kulturMontag“ hat sich unter den Expats, also bei Personen, die ohne Einbürgerung in einem ihnen fremden Land oder einer ihnen fremden Kultur leben, umgehört. Über ihr ambivalentes Verhältnis zu der Stadt der Wadlbeißer, der Grantscherm und der Gfraster erzählen

Malarina
ORF

die serbisch-österreichische Kabarettistin Malarina, der deutsche Schauspieler und frisch gebackene Nestroypreisträger Elias Eilinghoff und der DJ und FM4-Radiomoderator Stuart Freeman im Interview.

TV-Beitrag: Stefan Schlager

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