Die Utopien des Teodor Currentzis

Der Klangmagier mit neuem Orchester im Wiener Konzerthaus

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Unbeirrbar, hartnäckig und vor allem lustvoll sucht er in der Musik nach Schönheit und Resonanz von Harmonien, nach Proportionen von musikalischer Anmut. Penibel strebt er nach Perfektion, setzt aber auch auf ganz individuellen Instinkt. Sein Orchester verstehe er als Laboratorium mit unterschiedlichen Energien, er pflege den Pluralismus und lebe dabei die Demokratie. Seine Maxime: die höchste künstlerische Qualität zu erreichen ließe sich nur durch Liebe schaffen, meint Teodor Currentzis.

Teodor Currentzis
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Zum ersten Mal dirigiert der Grieche mit russischem Pass sein neu gegründetes Utopia Orchester in Wien. Die Diskussionen um seine Person sind damit allerdings nicht beendet. Denn seit Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine steht der geniale Künstler samt seinem Orchester musicAeterna im Kreuzfeuer der Kritik, wird es doch von der Kreml-nahen VTB-Bank finanziert, die auf der Sanktionsliste steht. Der Stiftung steht die russische Zentralbankchefin Elwira Nabiullina vor. Auch seine Tour durch Russland befeuerte die Diskussion. Die Klassikwelt zeigt sich tief gespalten.

Markus Hinterhäuser
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Hat der Intendant der Salzburger Festspiele Markus Hinterhäuser diesen Sommer an Currentzis Engagement festgehalten und einen großen künstlerischen Erfolg damit gelandet, sagte die Kölner Philharmonie das Konzert mit dem SWR-Symphonieorchester, dessen Chef Currentzis noch bis 2024 ist, ab. Denn Intendant Louwrens Langevoort vermisse ein halbes Jahr nach Kriegsausbruch Currentzis klare politische Stellungnahme.

Teodor Currentzis
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Im Sommer ließ der umjubelte, wie umstrittene Künstler in Salzburg aufhorchen, hat er doch ein neues Orchester namens Utopia ins Leben gerufen. Wie einst Claudio Abbado das Luzern Festival Orchester gegründet hat, will der 50-jährige Klangmagier dafür die besten Musiker aus aller Welt zusammenbringen. 116 Instrumentalisten aus rund 30 Ländern, herausragende Musiker aus Orchestern von der Camerata Salzburg bis zum Concertgebouw in Amsterdam, aus der deutschen Staatsoper oder dem BR-Symphonieorchester hat er für seinen neuen Klangkörper versammelt.  

Currentzis probt mit Orchester "Utopia"
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Finanziert wird Utopia, das keinen festen Sitz hat und zwei bis dreimal pro Jahr projekthaft arbeiten soll von mehreren Mäzenen, maßgeblich von der Stiftung „Kunst und Kultur DM“. Dahinter verbirgt sich Dietrich Mateschitz, Erfinder und Inhaber von „Red Bull“, der auch Geschäftsführer der „Red Bull Media House GmbH“ ist. In deren Besitz befindet sich auch Servus TV. 

Orchester Utopia
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Jetzt stellt sich das multinationale Orchester samt seinem Erfinder an drei Abenden im Wiener Konzerthaus dem Publikum vor. Auf dem Programm steht u.a. Strawinskys „Feuervogel“ und Ravels „Bolero“. Wird die Neuformation einen Spitzensound mit Superspezialisten erreichen? Und verleiht sie Teodor Currentzis vielleicht sogar Flügel?

Matthias Naske
www.lukasbeck.com

Der kulturMontag verschafft sich Einblick bei den Musikern, beleuchtet die Orchester-Konstruktion, bittet Konzerthaus-Chef Matthias Naske um seine Einschätzungen und erhält vom Meister selbst eine neuerliche Interview-Absage. „Wir stehen enttäuscht und sehn betroffen, den Vorhang zu, aber hoffentlich nicht alle Fragen offen.“

TV-Beitrag: Katharina Huemer & Antonia Seierl

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