Umkehr der Hierarchien
Er hat sich am internationalen Filmparkett längst als Spezialist der Gesellschaftssatire etabliert. Ruben Östlund gilt als Soziologe unter den Filmemachern, der schwedische Regisseur ist fasziniert von den Ursachen menschlichen Verhaltens, von den Rollen, die wir zu spielen haben, von der Fragilität der Zivilisation, die wir Menschen nur unter größter Anstrengung aufrechtzuerhalten wissen.

Seine Geschichten sind in der Realität verankert, halten uns den Spiegel vor, handeln von Sexismus, Rassismus, Klassendenken. Erzählen vom Druck, sozialen Normen zu entsprechen und der Angst sich zu blamieren. Östlund verstört sein Publikum hemmungslos - doch das macht unverschämt viel Spaß.

2014 sorgte der heute 48-jährige Regisseur international erstmals für Aufsehen, als sein grotesker Film „Höhere Gewalt“ über das Rollenbild einer Kleinfamilie für den Golden Globe und den Oscar nominiert wurde.

Drei Jahre später überzeugte Östlund mit seinem amüsant – zynischen Bild der zeitgenössischen Kunstszene in „The Square“ die Jury in Cannes und gewann die Goldene Palme. War in dieser Farce seine Kritik an Scheinmoral noch auf den Mikrokosmos der Kunstwelt gerichtet, geraten in seinem neuen Film „Triangle of Sadness“ gesellschaftliche Hierarchien deutlich ins Wanken.

Sein erster, ebenso preisgekrönter, englischsprachiger Film ist eine humorvoll-bissige Studie der Scheinwelt der Mode, der egozentrischen Oberflächlichkeit von Influencerinnen und des Geldadels. Seine Geschichte, die er auf einem Luxuskreuzfahrtsschiff ansiedelt, das auf einer einsamen Insel strandet, rückt die Ungleichheit einer ganzen Weltordnung ins Zentrum.

Denn plötzlich hat die Klo-Frau das Sagen, die die Superreichen und Schönen an der Leine hat.
TV-Beitrag: Christian Konrad