Eine notwendige Erinnerung

„Der große Diktator“ in den Kammerspielen

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Nur acht Tage, nachdem Nazideutschland in Polen einmarschiert war, begann Charlie Chaplin mit den Dreharbeiten seiner prophetischen Hitler-Satire „Der große Diktator“. Es war der erste amerikanische Film, der gegen Nazi-Deutschland unmissverständlich Position bezog.

Charlie Chaplin
ORF

Mehr als 80 Jahre nach der Uraufführung im Jahr 1940 in New York steht diese bissige und dennoch zutiefst humanistische Komödie immer noch als bemerkenswertes Beispiel für eine Kunst, die gleichsam das Tor zur Wahrheit aufreißt und sich dennoch nicht über die Menschen erhebt, die verführt worden sind.

Projektion Film "Der Große Diktator"
AFP/John MacDougall

In der grotesken Verwechslungskomödie spielt Chaplin in einer Doppelrolle den Diktator Anton Hynkel von Tomanien und einen kleinen jüdischen Friseur. In teutonischem Kauderwelsch denkt der Autokrat nicht nur über die Invasion des Nachbarlandes Osterlitsch nach, sondern auch über die Weltherrschaft. Zum Verwechseln ähnlich sieht ihm der jüdische Frisör, dem die Flucht aus einem KZ gelingt. Der echte Hynkel wird für den geflohenen Friseur gehalten und eingesperrt, und der Friseur hält an seiner Stelle die auch im Radio übertragene Rede vor dem Volk des gerade besetzten Osterlitsch. Ein leidenschaftlicher Appell an die Soldaten und an die ganze Welt für Demokratie, Frieden und Menschlichkeit: „Es tut mir leid, aber ich möchte nun mal kein Herrscher der Welt sein, denn das liegt mir nicht. Ich möchte weder herrschen noch irgendwen erobern, sondern jedem Menschen helfen, wo immer ich kann. Den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weißen. Jeder Mensch sollte dem anderen helfen, nur so verbessern wir die Welt…“ Mit dem selbstfinanzierten Film feierte Chaplin in den USA einen riesigen Erfolg.

Kino Paris 1945
APA/AFP

Entgegen vielen Befürchtungen hatte der Film schon kurz nach der Premiere seinen Siegeszug rund um den Globus angetreten. Der Filmemacher und Schauspieler Chaplin ließ sich weder von der ablehnenden Haltung Hollywoods noch von den Protesten aus England, wo man an das Münchner Abkommen glaubte, von seinem Vorhaben abbringen. Der Film wäre nie entstanden, wenn er ihn nicht selbst produziert und finanziert hätte.

Alexander Pschill "Der große Diktator"
Kammerspiele/Moritz Schell

Die Wiener Kammerspiele haben den Stoff für die Bühne adaptiert. Publikumsliebling Alexander Pschill ist in der Doppelrolle zu sehen.

TV-Beitrag: Susanna Schwarzer

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