Galionsfigur mit Groove

Jean-Michel Basquiat in der Albertina

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Er war Maler, Wortakrobat und Wunderkind der New Yorker Kunstszene der späten 1970er und 1980er Jahre: Jean-Michel Basquiat. Mit Madonna war er liiert, mit Andy Warhol befreundet, er malte in seinen berühmten Armani-Anzügen, war reich und berühmt und starb im Alter von 27 Jahren an einer Überdosis Heroin. Das ist das Bild, das die Öffentlichkeit von ihm hat. 

Jean-Michel Basquiat
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Wer von Jean-Michel Basquiat
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Doch Basquiat und sein Werk sind viel mehr als das. Seine Arbeiten sind zornig, symbolgeladen, hochkomplex und zutiefst politisch. Beeinflusst von Comics, Kinderkritzeleien, Pop Art, afrikanischer Kunst, Jazz und Hip-Hop, entwickelte er seinen ganz eigenen expressiven Stil aus Zeichen, Worten, Zahlen, Listen und Symbolen. In seinen Bildern reagierte er auf Ereignisse des täglichen Lebens, thematisierte darin Rassismus, Kolonialismus, soziale Ungerechtigkeiten und Sklaverei. 

Werk von Jean-Michel Basquiat
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Eine Kunstakademie hat der 1960 in Brooklyn geborene Sohn eines Haitianers und einer Puerto-Ricanerin nie besucht. Stattdessen reißt er im Alter von 17 Jahren von zu Hause aus und lebt teilweise auf den Straßen von New York, wo er gemeinsam mit seinem Freund Al Diaz in den 1970ern U-Bahn-Züge und Häuserfassaden besprüht. Mit ihren geheimnisvollen Graffiti Botschaften über die amerikanische Alltagskultur und ihrem Kürzel SAMO (Same Old Shit) sorgen sie für Aufsehen.

Werk von Jean-Michel Basquiat
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Jean-Michel Basquiat avanciert als erster Afro-Amerikaner vom Undergroundkünstler zum internationalen Superstar. Mit erst 21 Jahren nahm er auch als einer der jüngsten Künstler 1982 an der renommierten documenta 7 in Kassel teil. Die Kritik rühmte seine gestische Arbeitsweise und feierte ihn als „den ersten wirklich wichtigen schwarzen Maler“, oder gar als „schwarzen Heiligen“, vergleichbar mit Martin Luther King oder Muhammad Ali.

Werke von Jean-Michel Basquiat
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Heute wird er zur Galionsfigur der „Black Lives Matter“-Bewegung stilisiert, hat er doch schon 1983 in seinem Bild „Death of Michael Stewart“ die Ermordung eines schwarzen Künstlers durch New Yorker Polizisten angeprangert. Basquiat, ein manischer Künstler, der in nicht einmal einem Jahrzehnt rund 1000 Gemälde und mehr als 2000 Zeichnungen geschaffen hat. Zahlte man Mitte der 1980er Jahre noch läppische 25 000 Dollar für ein Werk, musste ein japanischer Milliardär 2017 mehr als 100 Millionen Dollar hinlegen.

Werk von Jean-Michel Basquiat
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In einer umfassenden Retrospektive zeigt die Wiener Albertina unter dem Titel „BASQUIAT. Of Symbols and Signs“ rund 50 Arbeiten von Jean-Michel Basquiat aus renommierten öffentlichen und privaten Sammlungen.

TV-Beitrag: Tatjana Berlakovich

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