Suche nach der Menschlichkeit

Der chinesische Künstler Ai Weiwei in der Albertina Modern

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Er verurteilt öffentlich Putins Angriffskrieg in der Ukraine, kritisiert mit seinen Kunstinstallationen die Flüchtlingspolitik rund um den Globus, prangert die Menschrechtsverletzungen in seiner Heimat China an und verdammt in seiner „Fuck Off“- Serie das Massaker am Platz des Himmlischen Friedens. „Alles ist Kunst, alles ist Politik“ lautet Ai Weiweis Prinzip und schafft es, die politischen Mächte aufzumischen. Ein Störefried und Mahner. Der chinesische Künstler, Aktivist und Dokumentarist steckt bis zum Hals in der Politik.

Kunstwerk von Ai Weiwei
ORF/Ai Weiwei

Ai Weiwei heißt eigentlich nur Ai, „Weiwei“ ist sein Künstlername, was übersetzt „doppelte Verneinung“ bedeutet. Alles, was er anpackt, ist groß und plakativ. Er will mit seiner Kunst nicht kleckern, sondern klotzen. Vielen gilt Ai Weiwei als „soziales Gewissen“, weil er in seinem Werk offen Regimekritik übt, Korruption und Ungerechtigkeit anprangert.

Kunstwerk von Ai Weiwei
Albertina Wien/Lisa Rastl und Reiner Riedler (c) 2022 Ai Weiwei

Nicht nur in China, wo er als persona non grata gilt. 2011 wurde er für 81 Tage inhaftiert, nachdem er die chinesische Führung kritisiert hat. Bis 2015 durfte er nicht reisen. Seither lebt Ai Weiwei im Exil. Erst in Berlin, dann in Cambridge und seit einem Jahr in der portugiesischen Kleinstadt Montemor-o-Novo mitten im malerischen Alentejo.

Ai Weiwei in seinem Garten in Portugal
ORF

Sein ganzes Leben spürte Ai Weiwei die Auswirkungen der totalitären Regierung Chinas. Sein Vater, der berühmte Dichter Ai Qing, der einmal Mao Zedong nahegestanden hatte, wurde von dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei 1958 fallengelassen. Die Familie Ai wurde in ein Arbeitslager geschickt, wo sie in einer Erdgrube hausen musste. Damals war Ai Weiwei erst ein Jahr alt. Das Thema Flucht ist für ihn zentral: „Es geht um die Frage, wer wir sind und wohin wir gehen.

Ai Weiwei
ORF

Eine mythologische Dimension, wie zu Zeiten der Griechen, wie bei der Geschichte mit Europa. Und wir wiederholen uns. Es geht um Kampf, Tod, Traurigkeit. Aber das ist die Entwicklung der Menschheit. “Die aktuelle Situation Flüchtender auf der ganzen Welt betrachtet Ai als die vielleicht größte globale humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, als enorme Herausforderung für uns als solidarische Gesellschaft – und sieht bei jedem und jeder einzelnen von uns die Verantwortung, zu handeln.

Kunstwerk von Ai Weiwei
Courtesy of the artist and Lisson Gallery (c) 2022 Ai Weiwei

Unter dem Titel „In Search of Humanity“ widmet die Albertina Modern dem Künstler jetzt eine umfangreiche Retrospektive. Mit den kulturellen Readymades, seinen Wandarbeiten, Skulpturen, Installationen, Fotografien und zahlreichen Filmen bietet die Ausstellung einen beeindruckenden Überblick über seine mehr als vierzigjährige Karriere.

TV-Beitrag: Ines Mitterer

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