Eskalationen, Sanktionen, Reaktionen
Hunderttausend russische Soldaten sind an der russisch-ukrainischen Grenze stationiert - die Kriegsgefahr scheint seit Tagen greifbar. Mit Sorge verfolgt der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow den massiven Truppenaufmarsch.
Sollte die Lage eskalieren, sind viele Menschenleben bedroht, und die Hoffnung auf Frieden in der Region ist auf Jahre zerstört. Darüber hinaus würde ein Krieg die wirtschaftlichen Aussichten der Ukraine, wohl aber auch Russlands ruinieren, womöglich sogar der Weltwirtschaft großen Schaden zufügen, würde doch Energie noch teurer. Andrej Kurkow lebt in Kiew, einige hundert Kilometer vom Krisengebiet entfernt.
Sein Roman „Graue Bienen“ erzählt vom Leiden der Zivilbevölkerung in der Ostukraine, vom Alltag zwischen den Frontlinien. Die Krise hat sich mittlerweile zu einem geopolitischen Konflikt mit russischen Forderungen an USA und Nato ausgewachsen. Das Land ist zum Spielball der Großmächte geworden. Wladimir Putin fordert vom Westen, die russische Einflusssphäre in Mittel – und Osteuropa zu respektieren, versucht doch der Staatschef schon seit 2014, sich Teile der Ukraine einzuverleiben. Wohl auch, weil der Nachbar gen Westen strebt. Seither herrscht Krieg im Osten des Landes. 14.000 Menschen sind dabei bereits ums Leben gekommen; mehrere 10.000, darunter auch viele Zivilisten, wurden verletzt.
Seinen Ursprung hatte der Konflikt im Jahr 2013, als der prorussische Präsident Wiktor Janukowytsch die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens verweigerte, das die Ukraine stärker an die EU gebunden hätte. Durch das Abkommen sollte eine vertiefte und umfassende Freihandelszone entstehen, außerdem sollte sich die Ukraine in Fragen wie der Korruptionsbekämpfung, der Sicherheits- und der Steuerpolitik der EU annähern. Janukowytschs Weigerung, das Abkommen zu unterzeichnen und stattdessen einem Abkommen unter Moskauer Führung beizutreten, löste in der Ukraine heftige Proteste aus. Zentraler Ort der Demonstrationen war der Maidan in Kiew, der zentrale Platz der Hauptstadt.
Mehr als 100 Menschen wurden bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Einsatzkräften, prowestlichen und prorussischen Protestierenden getötet. Nachdem sich der Sicherheitsapparat von ihm abwendete, floh Janukowytsch nach Russland. Präsident Putin nutzte das Machtvakuum, um Teile des Landes zu destabilisieren und an sich zu binden.
Für den kulturMontag werfen der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow und sein russischer Kollege
Vladimir Sorokin einen besonderen Blick auf die aktuellen Geschehnisse.
TV-Beitrag: Madeleine Geosits, Tatjana Berlakovich, Paul Krisai, Christian Wehrschütz