Das Tier in mir
Mutig wie ein Löwe, blöd wie ein Schwein oder gar stur wie ein Esel!? Diese Zuschreibungen haben es in sich, denn die Selbstbefragung des Menschen ist ein altes und gleichwohl aktuelles Thema, das nicht nur theoretisch erörtert, sondern auch von jeher in künstlerische Bilder gefasst wurde. Wer bin ich?
Seit den Höhlenmalereien zählen Tiere zu den zentralen Themen künstlerischer Weltdeutung. „Man and Beast“ nennt die Londoner Royal Academy ihre Winter-Blockbuster-Schau und widmet sie niemand Geringerem als Francis Bacon. Denn der irische Maler-Star sah keine Hierarchie von Organismen, keine heilige Besonderheit in der menschlichen Spezies.
Ein wahrhaft darwinistischer Künstler, in dessen Augen ein Papst und ein Schimpanse gleichermaßen tragikomisch sind. Doch Bacon ist ein kompromissloser Erforscher des menschlichen Daseins, kein sentimentaler Naturkünstler. Seine Tierstudien sind im Wesentlichen Futter für seine Ideenkunst. Mit seinen Darstellungen von Mensch und Tier zeigt Bacon eine beängstigende Vision von Leben und Tod.
Sein deutscher Kollege Franz Marc wollte die Natur in den Augen der Tiere spiegeln. Mit seinen berühmten Pferdedarstellungen zum Beispiel legt er durch seine träumerische Einfühlung in die tierische Existenz verschüttete Möglichkeiten des Menschseins frei.
Wo sind die Grenzen des Menschlichen und Tierischen? Sind wir sexuell gesteuerte, machthungrige Triebtäter mit animalischen Zügen? Wie geht es dem Tier in mir? Evolutionsanthropologen setzen klare Grenzen, Kognitionsbiologen revidieren die landläufige Meinung vom dummen Tier - und die Kunst, die feiert schon immer den hybriden Übergang von Tier und Mensch.
Menschlich-tierische Analysen liefern die Künstlerin Deborah Sengl,
Schriftstellerin Teresa Präauer und
Nackt-Performerin Doris Uhlich mitten im naturhistorischen Museum in Wien.
TV-Beitrag: Markus Greussing
Links:
- Deborah Sengl
- Teresa Präauer
- Doris Uhlich
- „Francis Bacon: Man and Beast“ - Royal Academy London
- „Die Natur des Menschen – Wie wir wurden, was wir sind“ - Armanda Rees und Charlotte Sleigh
- „Das Tier in uns – Die biologischen Wurzeln der Menschlichkeit“ - Martin Bleif