„Aus dem Leben gerissen“ – Ausstellung im Parlament

Jugendliche von Potenzial Jugend des Vereins T.I.W. besuchten im November 2024 eine Ausstellung im Österreichischen Parlament, die in Kooperation mit der Gedenkstätte Yad Vashem entwickelt wurde. Die Schau in der Säulenhalle konfrontierte die jungen Menschen, die alle selbst Migrations- oder Fluchthintergrund aufweisen, mit den Schicksalen österreichischer Jüdinnen und Juden nach dem Anschluss 1938, die Österreich verlassen oder flüchten mussten. Vermittelt wird dies mit Texten, aber auch Briefen, Tagebucheinträgen oder berührenden persönlichen Gegenständen.

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Mit nur kurzem Abstand zum letzten Parlamentsbesuch im September hatten damit weitere Teilnehmer:innen der AusbildungsFit-Maßnahme die Möglichkeit, das österreichische Parlament kennenzulernen.

Abdulkarim: „… viele kleine blaue Ausstellungshäuser …“

Abdulkarim: „… mit vielen Geschichten und alten Sachen aus 1939 und 1940.“

Nette Menschen

Das Parlament ist ein altes Gebäude. Dort war eine Ausstellung. Es waren viele kleine blaue Ausstellungshäuser mit vielen Geschichten und alten Sachen aus 1939 und 1940. Da waren Geschichten über Kinder, die in Österreich geboren waren. Die Kinder waren reich, sie haben fast alles gehabt: Spielzeug, aber auch Freunde. Die Eltern mussten aber die Kinder in andere Länder schicken. Weil sie Angst gehabt haben, weil sie verfolgt wurden. Weil sie Juden waren. Zum Beispiel sind Kinder nach Japan geschickt worden. Sie mussten fliehen.

Heute müssen auch viele Leute fliehen, wegen Problemen.

Es war cool heute im Parlament. Die Angestellten im Parlament, bei der Sicherheit, das war so nett, sie waren so nett, mit reden und so. Sie waren auch Araber. Manche Menschen sind nicht so nett. Araber oder Österreicher. Das ist egal.

Ich würde einem Freund sagen: Geh dort hin, du schaust neue Sachen dort. Coole Sachen. Wir haben das Gebäude gesehen und es war auch viel Neues. Ich habe das Parlament das erste Mal gesehen im Leben.

Autor: Abdulkarim

Abdulkarim: „Die Eltern mussten die Kinder in andere Länder schicken.“

Ukrainischer Junge im österreichischen Parlament

Österreich hat gut das Parlament renoviert, alles rekonstruiert mit den richtigen Materialien.

Ich wohne seit 3 Jahren in Wien, aber ich war das erste Mal drinnen, wo ich gesehen hab, wo die Politiker sitzen, wo die Gesetze beschlossen werden. Es war sehr spannend für mich, ich interessiere mich immer wieder für Politik. Es ist auch interessantes Thema zum Reden, zum Diskutieren. Ich interessiere mich für den 1. und 2. Weltkrieg, weil das ein großes interessantes Thema ist, weil in diesen Jahren viel passiert ist und viele Entscheidungen getroffen wurden.

Wir waren auch in einer Ausstellung, wo die verschiedenen Geschichten über Flucht von verschiedenen Leuten zu sehen waren, mit verschiedenen Gegenständen. Zum Beispiel ein altes Buch, ein altes Messer.

Heute habe ich einen Plan gemacht. Wenn mein alter Freund zu mir nach Wien kommt, sicher werden wir nochmal ins Parlament gehen, dass er das auch sehen kann. Das ganze Gebäude. Drinnen und draußen. Da ist viel Geschichte.

Autor: Ostap

Ostap: „Da waren verschiedene Geschichten über Flucht.“

Foto von Ostap: „… als Dank für die Hilfe bei der Flucht.“

Mein erster Besuch im Parlament

Beim Eingang wurden wir kontrolliert. Dann gingen wir in den Eingangsbereich, dann auf eine der Seitentreppen. Da gab es so Scheiben, von einer Künstlerin gemacht. Sie sehen aus wie riesengroße CDs, mit zwei Spiegeln, von jeder Seite wird etwas anderes gespiegelt. Zum Beispiel die Treppe kann man auf einer Seite der Scheibe sehen und die Säulen auf der anderen Seite. Die Scheiben sind auf einem Seil eingehängt und jede Scheibe schaut in eine andere Richtung.

Wenn man nach oben geschaut hat, gab es schöne Sterne in einem quadratischen Rahmen als Dekoration an der Decke.

Wir gingen in die Säulenhalle und betrachteten die Stücke, die von früher waren aus der Zeit, als die Juden in Österreich verfolgt wurden. Ich hatte mir das mit diesem Mädchen Anna Nussbaum genauer angeschaut. Mir tat es leid, dass sie von ihrem Vater getrennt wurde. Ihr kleines Buch, das sie geschrieben hatte, fand ich sehr interessant. Sie hat Blumen gezeichnet und es stand ein kurzer Text: „Liebe Leute, groß und klein, haltet mir mein Büchlein rein.“ Daneben war in einer Glasvitrine ein kleiner roter Hund, den ihr ihr Vater zum Abschied geschenkt, damit ihr Schmerz gemildert wird.

Ich fand’s nur schade, dass man nicht weiß, was mit Anna Nussbaum später passiert ist, ob sie noch lebt?

Ich musste dringend auf die Toilette gehen, und als ich dort ankam, fand ich es sehr modern und schön. Die Beleuchtung war sehr hell und die schwarzen Fliesenwände waren sehr schön. Auch die Seife hat sehr gut gerochen.

Ein Besuch im Parlament ist sehr schön, man lernt etwas Neues kennen und man kennt sich ein bisschen besser aus, was früher mal war. Ein schönes Erlebnis.

Autorin: angi

Foto von angi: „Den kleinen roten Hund hat Anna ihr Vater geschenkt, bevor sie wegfahren musste.“

angi: „… nur schade, dass man nicht weiß, was mit Anna Nussbaum später passiert ist.“

Der Christbaum im Parlament

Ich bin schon oft mit der Straßenbahn am Parlament vorbeigefahren, aber ich war noch nie drinnen. Bei der Sicherheitskontrolle musste ich meine Wasserflasche abgeben, weil es wegen der Flüssigkeit verboten ist. Zum Schluss habe ich sie zurückbekommen.

Nachdem wir reingegangen waren, haben wir so viele Sachen angesehen. Zum Beispiel die Säulen in dem großen Raum und eine Ausstellung über die Personen, die in Wien vor dem 2. Weltkrieg gelebt haben, aber flüchten mussten.

Bevor wir rausgegangen sind, waren wir auch auf der Terrasse, und dort haben wir etwas fotografiert. Ich habe zum Beispiel eine Metallplatte fotografiert, auf der die Namen der Parks in Wien geschrieben sind. Ich habe auch den Christbaum, der so schön aussieht, und den großen Nationalratssaal, wo der Bundeskanzler spricht, fotografiert.

Der Besuch im Parlament hat mir sehr gut gefallen, weil es mein erster Besuch war und weil vor allem der Christbaum mir sehr gut gefallen hat. Normalerweise sind dort unter dem Baum die Geschenke. J

Autor: Mustafa Bedii

Mustafa: „… viele Personen, die vor dem 2. Weltkrieg aus Österreich flüchten mussten.“

Überblick über das Parlament

Interessant fand ich am Anfang im interaktiven Bereich die Politiker/innen, denen man Fragen stellen konnte. Es gab verschiedene Fragen zu Auswahl, die die Politiker/innen beantworten sollten.

Was ich zum Beispiel nicht wusste, ist, dass man Zettel schreiben kann, so Wünsche für Gesetze. Dass Jugendliche hineingehen können und einfach so Ideen für Gesetze aufschreiben können.

Die Säulenhalle sah sehr schön aus. Ich fand die Säulen schön, wie sie auch mit Gold verziert sind und das Licht durch dieses Dach aus Glas von oben geschienen hat. Das war für mich irgendwie so göttlich, wie ein Palast. Das Ganze sah halt sehr wichtig aus und auch politisch. Was mir den Eindruck verschafft hat, dass es ein besonderer Ort ist. Wenn es so besonders aussieht, dann versuch ich mich auch gleich anzupassen. Wenn es also ein anständiger und wichtiger Ort ist, dass ich diesen Ort respektiere und ehre. Gesetze werden dort beschlossen, da wird ja normalerweise professionell gehandelt.

Der Sitzungssaal des Nationalrats sah auch sehr beeindruckend aus, sehr groß. Wir haben von oben drauf geschaut und hatten den Überblick über den ganzen Saal.

Ich denke, am spannendsten ist es für Menschen, die sich für Politik interessieren und sich auch immer am Laufenden halten, sich den Ort anzuschauen, wo die Gesetze beschlossen werden.

Autorin: Ley

Foto von Ley: „… schön, wie die Säulen mit Gold verziert sind und das Licht durch das Glasdach geschienen hat.“

Foto von Ley: Überblick über den Sitzungssaal des Nationalrats: „Voll groß!“

Ley: „Jugendliche können hineingehen ins Parlament und einfach so Ideen für Gesetze aufschreiben.“

Angis Wunschgesetz, das sie in das Formular eingetragen und eingescannt hat, erscheint auf der Wand.“

Quiz interaktiv: Fragen zu Geschichte, Demokratie, Staat und Verfassung beantworten.

Foto von Ley: Blick auf „das halbe Wien vom Parlament aus“

Foto von Mustafa: „Hier stehen die Namen der Parks in Wien.“

Foto von Mustafa: „Der Christbaum hat mir besonders gefallen.“