„Hannah Arendt auf der Bühne“ – Ein Theaterstück im Parlament
Theater und Wissen
Ich war noch nie im Parlament, das war mein erstes Mal. Ich war immer neugierig, wie es innen aussieht. Am Anfang beim Eingang waren viele Security-Männer.
Das Innen war sehr schön, alles war sehr sauber und ich wollte die ganze Zeit fotografieren. Ich habe einige Information bekommen, ich habe zum Beispiel die Präsidenten des Parlaments vorher nicht gekannt. Die haben das sehr schön gemacht, dass man alles versteht. Bei einem kleinen Fernseher kann man zum Beispiel drücken und Fragen beantworten – das finde ich sehr cool.
Wir hatten noch eine Stunde Zeit bis zum Theater. Deshalb waren wir auch noch in der Bibliothek. In der Bibliothek haben sie alles sehr schön geordnet, auch das Dekor ist sehr schön. Bei den Türen stehen oben immer Wörter – oh, ich habe vergessen, welche genau –Wörter wie „Sprechen“ oder so. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, weil dort nicht so viele Menschen waren und man konnte alles ruhig anschauen. Die Mitarbeiterinnen, die waren sehr nett, die haben immer so gelächelt und waren sehr freundlich, und ich habe mich noch wohler gefühlt. Wenn man wo hineingeht und die Leute wollen nicht lächeln oder freundlich sein, dann fühlt man sich auch nicht wohl.
Dann gingen wir Stufen hinunter. Im Theater, die waren sehr talentiert, die Schauspieler haben sehr gut gespielt und die Geräusche gemacht, finde ich. Das war auch sehr cool, die Geräusche, die dieser Wolf gemacht hat. Manchmal war es auch langweilig für mich, weil ich habe nicht alles verstanden. Manchmal war es schwierig für mich. Manchmal die haben so ein bisschen anders geredet, der Akzent war schwierig zu verstehen für mich. Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Wäre das Theaterstück auf Dari oder Persisch gewesen, hätte ich sicher alles verstanden. Am Ende die Schauspieler waren sehr nett, die haben gelächelt und Tschüss gesagt.
Ich lebe nicht mehr in Afghanistan, sondern in Wien und möchte gerne alles verstehen über Wien und mich auskennen. Wenn man ins Theater geht, man bekommt viel Information über Wien, über Österreich, über die Vergangenheit. Alle Menschen, die in Österreich wohnen, sollen über Österreich und die Vergangenheit möglichst viel wissen. Weil sie leben ja hier. Deswegen will ich schon gerne bald wieder ins Parlament zu einer Führung, auch ins Theater gehen, viel sehen und besuchen und noch viel wissen und lernen.
Autorin: Madina
Madina: „Im Theater, die waren sehr talentiert, die Schauspieler haben sehr gut gespielt.“
Die Message
Es war schwer zu verstehen. Man musste die Bedeutung von dem Stück irgendwie schon so im Hintergrund haben, weil sonst versteht man es nicht: Warum sind das Wölfe? Was sollen die Wölfe darstellen?
Ich hab auch am Anfang noch nicht wirklich verstanden, worum es gehen wird. Ich dachte, es geht um die Hitlerzeit, weil in meinen Augen hat der Wolf so was Ähnliches wie Hitlers Einfluss dargestellt, weil der wollte ja alle Regeln ändern, was er dann auch getan hat. Das ist halt so das Einzige, was ich verstanden habe. Und dann auch, wie traurig es selbst als Jüdin war, verbannt zu sein.
Ich fand diese Nachricht „Wenn du als Jüdin angegriffen wirst, dann verteidige dich auch wie eine Jüdin!“ einfach toll. Da war so ein „Ja!“ in mir, das könnte die Message sein von diesem Theaterstück.
Am Anfang war das Stück so ein riesiges Fragezeichen. Bis ich mich darauf konzentriert habe, was ich hineininterpretieren und verstehen möchte und was sich für mich auch stimmig anfühlt. Ich habe nachher nachgedacht drüber, vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen. Wenn man dann das Stück versteht oder eine Ahnung hat, was es für eine Message hat, dann öffnet das einem auch die Augen: „Steh zu dir selbst, steh zu dir, wie oder wer du bist!“ – Glaubt an euch selber, Leute!
Autorin: Bianca
„Jude, Jude, Jude!“
Ganz nass bin ich ins Parlament gekommen, es hat furchtbar geregnet. Dann musste ich eine halbe Stunde ganz nass warten, bis wir losgegangen sind. Zuerst sind wir zum falschen Raum gegangen: „Schrödinger“ – Ich habe nachgeschaut und gesehen, dass er Physiker war. Dann sind wir zum richtigen Raum gegangen. Armin, Turpal und ich haben uns ganz hinten hingesetzt. Dann sind urviele Jugendliche gekommen. Vor mir ist ein sehr großer und sehr dicker Mensch gesessen und ich konnte nichts sehen. Also konnte ich nur hören. Das Theater hat begonnen: Ich erinnere mich kaum, aber es war einfach was Lustiges passiert und wir haben gelacht. 5 Minuten. Und dann ist ein Security gekommen und hat gesagt, dass ich mich einen Sessel daneben setzen soll und dann ist er zwischen mir und Armin gesessen. Nach etwa 15 Minuten haben wir gefragt, ob ich mich wieder zurück neben Armin setzen kann. „Ja, ja, wenn ihr leise seid!“ – Dann haben wir wieder gelacht, durften aber zusammen sitzen bleiben.
Ich bin ehrlich, ich habe nur 10 Minuten zugehört. Ich habe nur oft gehört: „Jude, Jude, Jude!“ Und sie haben gesagt, dass Männer nur noch Israel heißen durften und Frauen nur noch Sarah. Dann habe ich nichts mehr verstanden und habe ich mit dem Handy gespielt.
Autor: Efekan
Gestern war ich mit Efekan und Armin im Parlament. Dort haben wir am Anfang diese Sicherheitsüberprüfung gemacht. – Bei mir hat alles geklappt.
Ich war zum ersten Mal im Parlament. Wie es ausgesehen hat, war für mich schon überraschend. Früher waren dort noch Bauarbeiter, als ich ein Kind war. Da konnte ich es nicht anschauen. Vielleicht gehen wir bald wieder ins Parlament und schauen uns alles an. Als wir hineingegangen sind, habe ich drinnen viele Bilder vom 2. Weltkrieg über Juden und über Propaganda gesehen. Das hat mir sehr gefallen, weil ich mag solche Geschichtesachen. In der Schule war ich sehr gut in Geschichte. Ich habe zum Beispiel in der Schule auch Plakate gezeichnet über das Deutsche Reich, die NSDAP-Frage, wie alles ausgeschaut hat.
Dann sind wir einen Stock hinunter gegangen und haben zugeschaut, wie sich die Schauspieler vorbereiten für die Show. Danach mussten wir noch auf den Rest der anderen Jugendlichen warten, circa 120 Personen. Für mich war es ein bissi langweilig, weil das hat viel Zeit gedauert. Danach sind wir wieder hineingegangen zum Theaterschauen. Ich, Efekan und Armin sind ganz hinten gesessen. Das war besser als ganz vorne, weil wir haben so ein bissi Spaß gehabt. Danach die Show hat begonnen, die haben auch ein bissi gesungen und getanzt. Da waren auch Wölfe, also Schauspieler mit Maske, und ein Fuchs als Puppe. Es war für mich normal und interessant. Interessant war aber vor allem, dass wir Spaß gemacht haben, Efekan, Armin und ich.
Nach dem Theater sind wir zum Buffet gegangen. Dort haben wir was zum Essen geholt. Am meisten geschmeckt hat mir das Brot mit Humus und der Apfelstrudel. Wir durften uns so viel nehmen, wie wir wollten. Ich habe essen können, bis ich satt war. Und ich bin nicht so schnell satt. Dort haben wir auch noch ein bisschen geredet und am Ende sind wir nachhause gegangen.
Autor: Turpal
Turpal: „Ich mag solche Geschichtesachen.“
Das Rappen kam unerwartet
Vor dem Parlamentsbesuch traf ich mich mit Efekan und Turpal bei Westbahnhof und wir sind zusammen Richtung Parlament gefahren. Als wir bei der Station Volkstheater ausgestiegen sind, sind wir auch noch zu einem Supermarkt gegangen, danach direkt zum Parlament. Als wir angekommen sind, wurden wir durchleuchtet, um zu sehen, ob wir irgendwelche gefährlichen Gegenstände dabeihätten. Wir hatten nicht!
Nach der Durchleuchtung sind wir zu der Show gegangen. Zuerst wurden wir wieder rausgeschickt, weil wir zu früh da waren und die Schauspieler sich noch allein ohne Zuschauer vorbereiten wollten.
Als die anderen Jugendlichen kamen, durften wir uns reinsetzen, und die Show begann. Aber bevor es begann, haben Efekan und ich uns schon kaputtgelacht und als die Show begonnen hat, haben wir noch mehr gelacht. Wir sind sehr schlecht beim Ernstbleiben, wenn es so ruhig ist. Keine Ahnung, ist so. 10 Minuten später wurden wir jedoch auseinandergesetzt. Wir mussten dann noch mehr lachen, weil wir getrennt wurden. Nach weiteren 5 Minuten fragte ich den fremden Mann, der uns auseinandergesetzt hatte, ob wir wieder nebeneinandersitzen könnten: „Wir sind diesmal ruhig!“ – Wir haben gelogen, weil im selben Moment, wo Efekan aufgestanden ist und sich wieder auf seinen alten Platz hinsetzen wollte, haben wir uns schon wieder kaputtgelacht.
Das Theaterstück war an sich ganz interessant. Efekan und ich mussten auch lachen, weil sie am Rappen waren. Es war überraschend gut. Wir haben gelacht, weil wir nicht damit gerechnet haben, dass sie zum ersten rappen werden und zum zweiten so gut und vor allem mit beat drop! An und für sich war alles eine coole Experience und im Parlament war es auch sehr schön. Ich möchte gerne bald einmal eine Führung durch das Parlament machen.
Nachdem es ein Buffet gab sind wir sind unabsichtlich mit dem Aufzug in den 3. Stock gefahren, und dort sah es recht cool und schön aus. Wie auch vorher im Eingangsbereich und in der Säulenhalle, wo das Buffet war.
Autor: Armin
Wer soll das Böse spielen?
Ich war bei dem Parlament schon vor zwei Wochen mit der Berufsschule und ich habe mir da gewünscht, nochmal dorthin zu gehen, weil ich habe es schon schön gefunden. Die Bauart war sehr interessant. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich zu diesem Theaterstück im Parlament vom Verein T.I.W. eingeladen wurde.
Mir hat besonders gefallen, wie die Mitarbeiter vom Parlament dort sind, wie sie nett und schön angezogen sind: die Mitarbeiter in Garderobe, die Securitys und die beim Infostand.
Als es Zeit war für das Theater, hat mich gewundert, wie die Schauspieler sich aufgewärmt haben. Die haben so Bauchtraining gemacht, so Körperstretch und ein paar Töne probiert. Als sie mit der Story angefangen haben, haben sie ganz langsam angefangen, dass man versteht, welche Schauspieler welche Charaktere spielen. Die Schauspieler hatten sehr viel Energie. Was noch in meinem Kopf ist, dass sie nur zu fünft waren, aber trotzdem haben sie es geschafft, immer wieder das Set zu ändern und weiter schauzuspielern. Was ich ein bisschen komisch gefunden habe, waren die Masken und die Wölfe. Diese Art von Masken war komisch. Und es kommt mir so komisch vor, dass es eine echte Story ist und dass dabei dann auch Masken von Wölfen verwendet werden. Weil es doch um die Frau geht. Und dann kommt es mir so vor, als ob es nicht mehr um sie geht. Das war komisch für mich. Statt dieser Wölfe würde ich andere Charaktere machen, keine Wölfe, sondern Menschen, die das Böse spielen.
Das Theater hat mir sehr gefallen. Und dann ging es zum Buffet. Es waren dort sehr viele Menschen. Es war dort auch leckeres Essen. Am meisten hat mir der Humus-Sandwich geschmeckt.
Autor: Abdulrahim
Für ORF III betreut Emily Erhold die Jugendinitiative.
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