Beethovens Neunte und das Kärntnertortheater – Ein musikalischer Krimi
Am 7. Mai 1824, also genau vor 200 Jahren, gelangte Ludwig van Beethovens 9. Symphonie im Wiener Kärntnertortheater zur Uraufführung. Ein neuer Film von Regisseurin Barbara Weissenbeck begibt sich auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit dieser ehrwürdigen Theaterbühne, die 1873/1874 demoliert wurde und an deren Stelle das später errichtete Hotel Sacher zu Berühmtheit gelangte.
Für die Dokumentation sollte das verlorene Gebäude und seine Akustik so rekonstruiert werden, dass ein Nacherleben von Raum und Klang aus der Zeit Beethovens annähernd möglich wurde und damit die 9. Symphonie und ihre Uraufführung aus der Vergangenheit ins Hier und Heute geholt werden konnte.
Ein Team aus Wiener Architekten und Animatoren – Bernhard Rapf und Studenten der Technischen Universität Wien - begann eine detektivische Suche nach den historischen Plänen, Vorlagen und Baukonversationen, sodass eine atemberaubende digitale Rekonstruktion das historische Theater 3D-animiert wieder „real auferstehen“ ließ.
In einem wissenschaftlichen und technischen Erzählstrang begleitet der Film das Entstehen dieses aufwendigen Animations-Prozesses und zeigt die Dreharbeiten zum Reenactment in der Greenbox.
Der Berliner Elektroakustiker Stefan Weinzierl hat die Akustik des Theater-Innenraums mit heutigen technischen Mitteln gemessen, analysiert und den historischen Klang der Uraufführung weitestgehend hörbar gemacht.
Gezeigt wird auch der anhand der Konversationshefte des Komponisten sehr gut dokumentierte abenteuerliche Entstehungsprozess von Beethovens Werk und die chaotischen Umstände der lang erwarteten Uraufführung im Kärntnertortheater.
Beethovens Symphonie begleitet die gesamte Erzählebene des Films. Musikspezialisten wie Birgit Lodes, Johannes Prominczel
und John Wilson sowie der Dirigent Martin Haselböck
und der Hornist Herbert Ebner geben nicht nur in die kompositorische Arbeitsweise Beethovens kenntnisreich Einblick, sondern sie lassen auch die Lebensumstände des Komponisten eindringlich lebendig werden.
Am Filmende erklingen die letzten Chorstellen des 4. Symphonie-Satzes mit der berühmten „Ode an die Freude“ - interpretiert vom Originalklangorchester Wiener Akademie, unter der Leitung von Martin Haselböck - auf der nunmehr digital „neuerrichteten“ Bühne des Kärntnertortheaters. Ein musikalischer Krimi hat seinen krönenden Abschluss gefunden.
Buch und Regie
Barbara Weissenbeck