
Julie Andrews - Unvergessene Mary Poppins
Wenn sie den Namen Julie Andrews hören, denken die meisten Menschen wahrscheinlich an das außergewöhnlichste Kindermädchen aller Zeiten: Mary Poppins. Weniger bekannt ist, dass Andrews in ihrer britischen Heimat bereits als Kind ein Gesangstalent war und ihre ersten Erfolge schon während des zweiten Weltkriegs 1940 – inmitten der Luftschlacht um England – in der Londoner U-Bahn feierte.

Julie verfügt schon als Mädchen über ein absolutes Gehör und trifft jeden Ton. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater treten sie als Andrews-Trio in London und Umgebung auf. Obwohl von Lampenfieber geplagt avanciert Julie Andrews mit ihrem Stimmumfang von mehr als vier Oktaven bald zum Liebling der britischen Music Halls.

Es folgen Musical- und Radio-Auftritte schließlich reist Julie nach New York und bekommt die Hauptrolle im Broadway-Musical „The Boy Friend“. Die Kritiker vergöttern sie und das Publikum liegt ihr zu Füßen. Als „Rolle ihres Lebens“ bezeichnet Julie Andrews dann 1956 die der Elisa Dolittle in „My Fair Lady“. Dementsprechend groß ist die Enttäuschung als die Rolle für die Kino-Leinwand schließlich an Filmstar Audrey Hepburn vergeben wird.

Doch schon kurze Zeit später entdeckt Walt Disney Julie Andrews und verschiebt extra den Drehstart für seinen Film „Mary Poppins“. Denn Julie erwartet nach der Hochzeit mit Kostüm- und Szenenbildner Tony Walton 1962 ihr erstes Kind. Nur ein Jahr nach der Geburt reist die frisch gebackene Kleinfamilie nach Kalifornien, Julie genießt die Dreharbeiten und gewinnt für ihre erste Filmrolle sowohl einen Golden Globe als auch einen Oscar.

Nur ein Jahr später folgt der Kultfilm „Sound of Music – Meine Lieder, meine Träume“. Überall in der englischsprachigen Welt entstehen Fan Clubs und sie veranstalten gigantische Vorführungen, bei denen alle lauthals mitsingen.

Auf diese Riesen-Erfolge und die Julie-Andrews-Mania folgen die ersten Flops. Und auch die Scheidung von Tony Walton. Julie Andrews schwierige Kindheit holt sie ein und sie begibt sich in Psychotherapie. Im Warteraum des Therapeuten trifft sie Blake Edwards, den Regisseur von „Frühstück bei Tiffany“.

Die beiden werden ein Paar, er kümmert sich um die Kinder während Julie Andrews Fernseh-Shows aufzeichnet. Langsam befreit sie sich von ihrem süßen, asexuellen Image und spielt auch mutigere Rollen in Filmen von Alfred Hitchcock, Andrej Konchalovsky – und auch Blake Edwards: mit der Travestie-Rolle in „Victor/Victoria“ wird die einstige Ikone der Kindheit zur Galionsfigur der homosexuellen Community.

Im Alter von 60 Jahren spielt sie noch in der Bühnen-Adaption am Broadway mit und tritt acht Mal pro Woche auf, bis ihre Stimme versagt. Die vermeintlich harmlose Operation der Stimmbänder endet in einer Katastrophe. Um sich vom Verlust ihrer Stimme abzulenken, schreibt Julie gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem Ex-Mann Kinderbücher und engagiert sich auch in einer Schauspielschule für Kinder. Ein letztes Mal stimmt sie im Alter von 82 Jahren noch einer Gesangsrolle zu und singt gemeinsam mit Alex Baldwin ein Duett in einer Kinderserie.
Der Film von Yves Riou blickt mit viel Fantasie und Humor auf die Höhen und Tiefen von Julie Andrews Leben und entfaltet eine subtile Poesie zwischen Musik, Tanz und dem unverwechselbaren Lachen der Schauspielerin.
Regie
Yves Riou
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