
Wie politisch ist der Song Contest?
Die in der Vorwoche gefallene Entscheidung, dass Israel am Eurovision Song Contest von Wien teilnehmen darf, hat Dienstagabend zu einer hitzigen Debatte im Rahmen des „ZIB Talk“ auf ORF 2 geführt.
Wie politisch ist der Song Contest tatsächlich? Und eignet sich eine internationale Musikshow als Bühne für politische Botschaften und Konflikte? Darüber diskutierten bei Tarek Leitner: Stefanie Groiss-Horowitz (ORF-Programmdirektorin), Ariel Muzicant (Vizepräsident Jüdischer Weltkongress), Isabel Frey (Musikwissenschafterin und Friedensaktivistin) und Bernhard Flieher („Salzburger Nachrichten“).
Sendungshinweis:
„ZIB Talk: Politik statt Pop - Wie politisch ist der Songcontest?“ auf ORF ON ansehen
Die Europäische Rundfunkunion (EBU) sei eigentlich nicht ausgelegt für die Klärung solcher Fragen, unterstrich ORF-Programmdirektorin Groiss-Horowitz: „Da ist die EBU wirklich auch an die Grenzen geraten.“ Die Geschwindigkeit der Debatte habe alle ein wenig überfordert.
Dabei müsse man zum Eurovision Song Contest klar festhalten: „Es ist nicht die Bühne, auf der Weltpolitik verhandelt werden soll.“ Aber selbstredend würden einzelne Länder immer wieder versuchen, den Bewerb politisch zu nutzen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde sei es entscheidend, dass die einzelnen Bühnenbeiträge dezidiert unpolitisch gehalten würden: „Wenn wir sagen würden: Der Song Contest ist eine politische Veranstaltung, und jedes Land kann sich positionieren, wie es will, würden wir der Propaganda Tür und Tor öffnen.“
Zwölf Punkte von Ariel Muzicant
Zustimmung zu der am 4. Dezember bei der EBU-Generalversammlung getroffenen Entscheidung kam auch von Ariel Muzicant, Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses, der dafür ́- im ESC-Sprachbild bleibend - 12 Punkte vergab. Schließlich sei der israelische Sender Kan von der israelischen Regierung unabhängig. Er hoffe nun, dass der Bewerb im Mai 2026 in Wien ein Musikfest werde: „Ich hoffe, dass der Contest nicht verpolitisiert wird - auch wenn man es versuchen wird.“
Anders sah Bernhard Flieher, Kulturredakteur der „Salzburger Nachrichten“, den Charakter des Bewerbs: „Das ist durch und durch eine politische Veranstaltung, die sich tarnt.“ Zugleich sei es „anachronistisch und doof“, dass auf dem Sektor der Musik Nationen zum Länderkampf gegeneinander anträten: „Natürlich stelle ich den Song Contest grundsätzlich infrage.“
Palästinas Teilnahme als Vision für Isabel Frey
Und schließlich warf sich auch Friedensaktivistin Isabel Frey in die Bresche dafür, eine Diskussion über die Teilnahme Israels nicht zu verhindern: „Man muss zumindest die Debatte zulassen.“ Sie selbst entwarf eine eigene Hoffnung für den ESC: „Meine Vision wäre eine Teilnahme von Palästina beim Song Contest.“