
ORF III Themenmontag: Fisch
Zum Beispiel verbirgt sich hinter den gekennzeichneten Fischen immer wieder eine andere, oft qualitativ mindere und günstigere Art. Besonders häufig ersetzt wurden etwa Butterfisch, Seezunge und Blauflossen- sowie Gelbflossen-Thunfisch. Und nicht immer sind auch tatsächlich Meeresfrüchte in einer Speise enthalten, wenn es so angeboten wird. So fand sich in einigen in Singapur verkauften Krabbenbällchen Schweinefleisch statt Krabben.

Verbraucherschützer und Kontrolleure sind weitgehend ohnmächtig: Die komplexe Lieferkette bietet zahllose Möglichkeiten, um fälschlicherweise geringwertigen Fisch als eine hochwertige Art zu deklarieren oder gezüchteten Fisch als Wildfang.

Fische sind seit Menschengedenken ein Grundnahrungsmittel, egal ob aus dem Meer oder aus Binnengewässern. Wien hat Jahrhunderte lang von Fisch gelebt, der tonnenweise aus der Donau gefischt wurde. Moderne Ernährungswissenschaftler geben den Fisch-Essern früherer Tage Recht: Besonders für die Gesundheit des modernen, gestressten Menschen, der sich nicht immer ideal ernährt, wäre Fisch wichtig. Leicht verdaulich sei er und voll von wichtigen Fettsäuren.

Aber als Nahrungsmittel hat Fisch inzwischen einen eminenten Nachteil: Es gibt zu wenig davon. Die Meere sind zu großen Teilen leer gefischt und aus heimischen Flüssen und Seen ist er so weit verschwunden, dass er für die Ernährung keine Rolle mehr spielen kann.


Die Mengen an Fisch, die wir verspeisen, lassen sich selbst bei aggressiven Fangmethoden nicht mehr allein aus den natürlichen Beständen beziehen. Zuchtfarmen sind die Antwort der Fischindustrie auf die ständig steigende Nachfrage nach Fisch, der als eine der Säulen der modernen gesunden Ernährung gilt. Doch in den riesigen Aquakulturen kommen massenweise Antibiotika, industrielles Futter und chemische Hormone zum Einsatz – mit oft sehr zweifelhaften Folgen für das Produkt, das auf unserem Teller landet.


Kleine und mittlere Fischzuchtbetriebe in Europa halten gegen diesen Trend und versuchen, sich vor allem durch hochwertigen Fisch auf dem Markt zu behaupten. Ein anderer Weg aus diesem Dilemma könnte Fischnahrung aus Insekten sein, wie sie das französische Start-up Ÿnsect verkauft. Eine weitere mögliche Alternative: Aquaponik, eine ökologische Kombination aus Pflanzen- und Fischzucht. Auch das Beispiel der Zucht des Roten Thuns, der an den spanischen Atlantikküsten lange als überfischt gegolten hat, zeigt, dass nachhaltige Fischzucht möglich ist.


Garnelen – Inbegriff der exotischen Meeresfrucht, die in kaum einem einschlägigen Menü fehlen darf. Rosa und knackig fest soll sie sein, dann verströmt sie ihren typischen Geschmack. Doch damit Garnelen so aussehen und ihre Konsistenz behalten, werden sie mit Metabisulfit behandelt. Die Chemikalie hemmt das Keimwachstum und verhindert dunkle Verfärbungen an der Schale.


Für Menschen mit einer Unverträglichkeit gegen diese Konservierungsstoffe kann diese Behandlung gefährlich werden. Auch die Fütterung in der Aquakultur-Massenproduktion hat keine Vorteile für den Geschmack der Krustentiere. In ihrem natürlichen Umfeld ernähren sich Garnelen vor allem von Kleinstlebewesen und Algen. In der Aquakultur werden sie häufig mit Soja-, Weizen- oder Fischmehl gefüttert, damit sie schneller wachsen.
