Fischmarkt.
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ORF III Themenmontag: Fisch

Fisch ist aus unserer modernen Ernährung nicht mehr wegzudenken. Über zwanzig Kilo essen wir im weltweiten Schnitt pro Kopf und Jahr. Doch wie jeder Boom hat auch dieser seine Schattenseiten. Der hohe Verbrauch zieht im großen Stil Betrüger an.

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Die Wahrheit über Fisch

Zum Beispiel verbirgt sich hinter den gekennzeichneten Fischen immer wieder eine andere, oft qualitativ mindere und günstigere Art. Besonders häufig ersetzt wurden etwa Butterfisch, Seezunge und Blauflossen- sowie Gelbflossen-Thunfisch. Und nicht immer sind auch tatsächlich Meeresfrüchte in einer Speise enthalten, wenn es so angeboten wird. So fand sich in einigen in Singapur verkauften Krabbenbällchen Schweinefleisch statt Krabben.

Matjes.
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Verbraucherschützer und Kontrolleure sind weitgehend ohnmächtig: Die komplexe Lieferkette bietet zahllose Möglichkeiten, um fälschlicherweise geringwertigen Fisch als eine hochwertige Art zu deklarieren oder gezüchteten Fisch als Wildfang.

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Fische essen

Fische sind seit Menschengedenken ein Grundnahrungsmittel, egal ob aus dem Meer oder aus Binnengewässern. Wien hat Jahrhunderte lang von Fisch gelebt, der tonnenweise aus der Donau gefischt wurde. Moderne Ernährungswissenschaftler geben den Fisch-Essern früherer Tage Recht: Besonders für die Gesundheit des modernen, gestressten Menschen, der sich nicht immer ideal ernährt, wäre Fisch wichtig. Leicht verdaulich sei er und voll von wichtigen Fettsäuren.

Seeforelle . Die Seeforelle ist kein Massenfisch, sondern eine Delikatesse. Vier Jahre braucht sie bis zum zwei Kilo schweren Prachtexemplar.
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Seeforelle . Die Seeforelle ist kein Massenfisch, sondern eine Delikatesse. Vier Jahre braucht sie bis zum zwei Kilo schweren Prachtexemplar.

Aber als Nahrungsmittel hat Fisch inzwischen einen eminenten Nachteil: Es gibt zu wenig davon. Die Meere sind zu großen Teilen leer gefischt und aus heimischen Flüssen und Seen ist er so weit verschwunden, dass er für die Ernährung keine Rolle mehr spielen kann.

 Der Biologiestundent und leidenschaftliche Fischer Tobias L. verzichtet oft darauf, kapitale Fänge mit nach Hause zu nehmen. Österreichs Flüsse und Seen sind weitgehend leer und jedes laichreife Exemplar ist wichtig für die Erhaltung der Bestände.
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Der Biologiestundent und leidenschaftliche Fischer Tobias L. verzichtet oft darauf, kapitale Fänge mit nach Hause zu nehmen. Österreichs Flüsse und Seen sind weitgehend leer und jedes laichreife Exemplar ist wichtig für die Erhaltung der Bestände.
 Forelle.
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Forelle.

Die Mengen an Fisch, die wir verspeisen, lassen sich selbst bei aggressiven Fangmethoden nicht mehr allein aus den natürlichen Beständen beziehen. Zuchtfarmen sind die Antwort der Fischindustrie auf die ständig steigende Nachfrage nach Fisch, der als eine der Säulen der modernen gesunden Ernährung gilt. Doch in den riesigen Aquakulturen kommen massenweise Antibiotika, industrielles Futter und chemische Hormone zum Einsatz – mit oft sehr zweifelhaften Folgen für das Produkt, das auf unserem Teller landet.

Die Menge an Zuchtfisch, zum Beispiel aus der Meereszucht, übersteigt inzwischen die Menge wild gefangenen Fischs.
ORF/ZDF/Grand Angle Productions 2021
Die Menge an Zuchtfisch, zum Beispiel aus der Meereszucht, übersteigt inzwischen die Menge wild gefangenen Fischs.
Der Rote Thunfisch ist begehrt, aber selbst im Meer sehr schwierig zu züchten.
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Der Rote Thunfisch ist begehrt, aber selbst im Meer sehr schwierig zu züchten.

Kleine und mittlere Fischzuchtbetriebe in Europa halten gegen diesen Trend und versuchen, sich vor allem durch hochwertigen Fisch auf dem Markt zu behaupten. Ein anderer Weg aus diesem Dilemma könnte Fischnahrung aus Insekten sein, wie sie das französische Start-up Ÿnsect verkauft. Eine weitere mögliche Alternative: Aquaponik, eine ökologische Kombination aus Pflanzen- und Fischzucht. Auch das Beispiel der Zucht des Roten Thuns, der an den spanischen Atlantikküsten lange als überfischt gegolten hat, zeigt, dass nachhaltige Fischzucht möglich ist.

Eine marine Aquakultur vor Korsika: Hier werden werden zum Beispiel Adlerfische gezüchtet.
ORF/ZDF/Grand Angle Productions 2021
Eine marine Aquakultur vor Korsika: Hier werden werden zum Beispiel Adlerfische gezüchtet.
Tilapia ist eine in Europa noch wenig bekannte Fischart. In China wird er in großem Stil gezüchtet - und konsumiert.
ORF/ZDF/Grand Angle Productions 2021
Tilapia ist eine in Europa noch wenig bekannte Fischart. In China wird er in großem Stil gezüchtet - und konsumiert.

Garnelen – Inbegriff der exotischen Meeresfrucht, die in kaum einem einschlägigen Menü fehlen darf. Rosa und knackig fest soll sie sein, dann verströmt sie ihren typischen Geschmack. Doch damit Garnelen so aussehen und ihre Konsistenz behalten, werden sie mit Metabisulfit behandelt. Die Chemikalie hemmt das Keimwachstum und verhindert dunkle Verfärbungen an der Schale.

Oft enthalten Garnelen Konservierungsstoffe, die dem Geschmack schaden und für manche Menschen unverträglich sind.
ORF/ZDF/ELEPHANT ADVENTURES
Oft enthalten Garnelen Konservierungsstoffe, die dem Geschmack schaden und für manche Menschen unverträglich sind.
Garnelen sind auch in Deutschland sehr beliebt und finden sich schon lange nicht mehr nur auf den Speisekarten der Spitzenrestaurants.
ORF/ZDF/ELEPHANT ADVENTURES
Garnelen sind auch in Deutschland sehr beliebt und finden sich schon lange nicht mehr nur auf den Speisekarten der Spitzenrestaurants.

Für Menschen mit einer Unverträglichkeit gegen diese Konservierungsstoffe kann diese Behandlung gefährlich werden. Auch die Fütterung in der Aquakultur-Massenproduktion hat keine Vorteile für den Geschmack der Krustentiere. In ihrem natürlichen Umfeld ernähren sich Garnelen vor allem von Kleinstlebewesen und Algen. In der Aquakultur werden sie häufig mit Soja-, Weizen- oder Fischmehl gefüttert, damit sie schneller wachsen.

In der Massenzucht werden die Garnelen meist zusätzlich mit Soja-, Weizen- oder Fischmehl gefüttert, damit sie schneller wachsen.
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In der Massenzucht werden die Garnelen meist zusätzlich mit Soja-, Weizen- oder Fischmehl gefüttert, damit sie schneller wachsen.