Das wahre Dschungelbuch

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„In den Tigerreservaten darf niemand das Fahrzeug verlassen. Denn die Gefahr einem Tiger oder einem Elefanten zu begegnen, ist einfach zu groß!“ Der vielfach ausgezeichnete australische Regisseur Jeremy Hogarth berichtet von den Dreharbeiten zum neuen UNIVERSUM „The Real Jungle Book“, das am 19. Dezember 2023 seine Premiere feiert.

Im Mittelpunkt der Dokumentation steht Rudyard Kiplings unvergessene Geschichte des Dschungelbuches. Doch diesmal ist die Erzählung eine andere. Wie leben die Tiere des Dschungels jetzt, im Indien der Gegenwart? Denn die tierischen Protagonisten, wie sie Kipling Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben hat, gibt es immer noch. „Wir zeigen Hathi, den asiatischen Elefanten, Shir Khan, den indischen Tiger, Balu, den Lippenbären, und das indische Wolfsrudel, das den Menschenjungen Mogli adoptiert hat – der auch kurz in der Doku auftauchen wird“, erzählt Hogarth. „Wir sehen zudem Kaa, den indischen Python, und vor allem Baghira, den mythischen, schwarzen Panther, der eine zentrale Rolle in unserem Naturfilm spielt.“

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Unzählige Monate Vorbereitung und eine buchstäbliche Expedition durch den Dschungel indischer Bürokratie waren nötig, um dieses Projekt zu starten. Das Ansuchen um Drehgenehmigungen und Visa, dann die Drehortbegehungen und die Finanzierung des Projekts. Aber dann – Anfang 2020 – war es endlich so weit. Die Dreharbeiten für das Dschungelbuch konnten beginnen. Doch schon nach wenigen Wochen die schmerzhafte Erkenntnis: Die COVID-19 Pandemie macht es unmöglich weiterzudrehen. „Es waren Zeiten, in denen wir nicht einmal wussten, ob wir die Produktion überhaupt fortsetzen dürfen“, wie sich Hogarth zurückerinnert. „Australien verwehrte mir fast zwei Jahre lang die Ausreise. Sondergenehmigungen der australischen Regierung oder der Einwanderungsbehörde in Indien waren einfach nicht zu bekommen. Auch das restliche Team, das zu einem Großteil in Indien lebt, musste immer wieder von den Drehorten abgezogen werden. Dass die Doku doch noch zustande kam, haben wir einzig und allein dem Engagement der beteiligten Crews und dem Verständnis der verschiedenen Kooperationspartnern zu verdanken.“

Das wahre Dschungelbuch – also ein „wahres“ Langzeitprojekt! Drehschluss war im Juli 2023, nach mehr als 300 Drehtagen über einen Zeitraum von drei Jahren! Vier Kameraleute waren beteiligt. Allen voran Kalyan Varma, von ihm kommt auch die ursprüngliche Idee zur Doku. Neben der Kamera übernahm er auch die Aufgaben des lokalen Herstellungsleiters und Produzenten, organisierte die staatlichen Drehgenehmigungen für die Nationalparks und Tigerreservate. Darüber hinaus koordinierte er seine Kolleginnen und Kollegen an den Kameras wie Pooja Rathod, Sugandhi Gadadhar und Rana Belur her. Ohne sie hätte die Doku nie in diesem Umfang umgesetzt werden können.

Doch wie war es nun, in den streng geschützten Tigerreservaten zu drehen? „In den Tigerreservaten mussten alle Filmaufnahmen von einem einzigen Fahrzeug aus gemacht werden. Oft waren es sehr kleine Jeeps. Der, der am häufigsten zum Einsatz kam, hatte eine Kabine, in der nur zwei Personen Platz fanden. Der Platz auf der Ladefläche, von dem aus gefilmt werden konnte, war nicht einmal zwei Quadratmeter groß.“

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Der Jeep, von dem aus in den Tigerreservaten gefilmt wurde.

„Normalerweise ist es nicht gestattet ist, ohne Begleitung eines Rangers in diesen Reservaten zu drehen“, erklärt Hogarth. Doch aufgrund des Vertrauens, das sein Team und er zu dem Parkdirektor und den Angestellten aufbauen konnten, war es ihnen erlaubt, auch ohne Aufsicht in die Reservate zu fahren. Gedreht wurde unter anderem im Nagarahole-Tiger-Reservat.

Und dann gab es noch eine weitere Herausforderung: Nicht alle Tiere des Dschungelbuches leben in ein und demselben Dschungel! Die verschiedenen Drehorte waren oft Hunderte Kilometer voneinander entfernt, da beispielsweise die indischen Wölfe trockenere Regionen als den Dschungel bevorzugen. Weniger als 3.000 von ihnen leben heute noch in Indien. Sie waren jene Spezies, die am schwierigsten zu filmen war, da sie, auch durch die Wilderei, extrem scheu ist.

Regisseur Jeremy Hogarth als Geschichtenerzähler

Seit seinem 16. Lebensjahr ist der preisgekrönte Regisseur in der Film- und Fernsehbranche tätig. Im Laufe seiner Karriere filmte er in mehr als 60 verschiedenen Ländern und hat sich einen weltweiten Ruf als versierter Geschichtenerzähler und hervorragender Naturfilmer aufgebaut. Eines seiner letzten Projekte war der UNIVERSUM-Dreiteiler „Brahmaputra – Der große Fluss vom Himalaya“.  

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Von links nach rechts: Kalyan Varma, Pooja Rathod, Rana Belur, Sugandhi Gadadhar und Jeremy Hogarth

Doch neben seinem Engagement, Naturdokus in außergewöhnlicher Bildsprache und fesselnden Geschichten zu erzählen, liegt dem Australier eine Thematik besonders am Herzen. Nämlich seine Produktionen möglichste umweltfreundlich herzustellen. So sind die Kamerateams in Indien während der Dreharbeiten kein einziges Mal geflogen – die Crews reisten entweder mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Statt Plastikflaschen gab es wiederverwendbare Becher und Flaschen, übernachtet wurde immer in lokalen Einrichtungen, auch um die Produktionsmittel in der unmittelbaren Umgebung der Drehorte auszugeben und damit die lokale Bevölkerung zu unterstützen.

Die Postproduktion wickelt Jeremy Hogarth in Österreich auf den Schnittplätzen der steirischen Produktionsfirma dreiD.at ab. Im Film „The Real Jungle Book” wird Rudyard Kiplings Dschungelbuch zu neuem Leben erweckt. Mit all den exotischen Tieren, den eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen und jenem so besonderen Charme, die das Buch allesamt zu eindringlich zu vermitteln verstand. Wir können gespannt sein, wie die Tiere nun im „echten Leben“ den Gesetzen des Dschungels gehorchen.

Idee: Kalyan
Buch und Regie: Jeremy Hogarth
Produktion: ORF und Lukas Kogler dreiD.at