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The Bubble

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Es gibt ein Paradies in zarten Pastelltönen, in dem immer die Sonne scheint, in dem alle Spaß haben und immer fröhlich sind. Leider hat niemand unter 55 Jahren Zutritt zu diesem Garten Eden. „The Villages“, im US-Bundesstaat Florida gelegen,  heißt die mit 160.000 Einwohnern größte Siedlung für Seniorinnen und Senioren der Welt. Und täglich kommen 20 Bewohnerinnen oder Bewohner hinzu, in dieses Disneyland für ältere Menschen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist weiß, gut situiert und wertekonservativ. Würde die US-Präsidentschaftswahl allein hier entschieden, Donald Trump käme wohl auf nahezu 100 Prozent der Stimmen. Der ORF zeigt die Doku kurz vor dem US-Wahltag.

Toni und Roger Akers
ORF/Golden Girls Film/Catpics 2021
Toni und Roger Akers sind neu in den Villages und kosten alles aus, was dieser Ort zu bieten hat

Regisseurin Valerie Blankenbyl erzählt ein wahres Märchen, das sich mehr und mehr als Dystopie herausstellt. Die Seniorinnen und Senioren in „The Villages“ sind hochzufrieden. Fast immer. Denn ständig gibt es etwas zu tun, entweder auf einem der 48 Golfplätze, bei den Vorbereitungen zum Oktoberfest für die deutsche Exilgemeinde, beim Cheerleaden oder beim Tanz. Und der Alkohol fließt in Strömen. Doch das Leben hier ist streng reglementiert: Die Rasenflächen um das Eigenheim werden manikürt, Verstöße geahndet. Der Tod wird hier ausgeblendet, Leichen schnellstens ausgeflogen, denn es gibt keinen Friedhof in „The Villages“. Wer krank wird oder dement, passt nicht in die Community – und wird in ein Heim am Stadtrand verlagert.

In "The Villages" wohnen 160.000 Menschen
ORF/Golden Girls Film/Catpics 2021

Es gibt hier nur den Moment, kein Morgen – so kümmert sich auch niemand um die Öko-Katastrophe, die hier produziert wird: All die Pools und Golfplätze verbrauchen Unmengen an Wasser, immer tiefer sinkt der Grundwasserspiegel, Trinkwasser wird in ganz Florida zusehends knapp.  Junge Menschen werden hier ausgeschlossen, unter 55jährige dürfen „The Villages“ nur wenige Tage im Jahr besuchen. All der Spaß, all das Antrinken gegen ein Leben ohne Aufgaben, fordert seinen Tribut – Alkoholismus und eine hohe Rate an Geschlechtskrankheiten.

Terry Marksberry wohnt seit 12 Jahren in "The Villages"
ORF/Golden Girls Film/Catpics 2021
Terry Marksberry wohnt seit 12 Jahren in "The Villages"

Valerie Blankenbyl schildert ein Leben unter dem Glassturz, das gleichgültig macht gegenüber allem, was sich „da draußen“ so abspielt. Sie erzählt von Alterssegregation, von der Ego-Generation der Babyboomer, von einem sinnentleerten Leben – und von einem Gesellschaftsmodell, das auch in Europa Schule machen könnte: wenn die ersten „Villages“ hier errichtet werden.

Hergestellt in Zusammenarbeit mit dem ORF Film/Fernseh-Abkommen.

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