Durch Musik geeint?
“United by Music” – so lautet das Motto des 70. Eurovision Song Contests, der im nächsten Jahr in Wien ausgetragen wird. Während Kanada als neuer Teilnehmer dazustoßen könnte, erwägen andere Länder einen Boykott, sollte Israel nicht ausgeschlossen werden. Spanien, Irland, Slowenien und die Niederlande forderten aufgrund des Krieges im Nahen Osten den Ausschluss. Auch eine Gruppe von 55 Europaabgeordneten aus 15 Ländern wandte sich an die EBU, weil der anhaltende Krieg im Gazastreifen von einer unabhängigen UN-Kommission als möglicher Völkermord eingestuft wurde.

Schon im Vorfeld des diesjährigen ESC in Basel kam es zu Anti-Israel Demonstrationen gegen den Auftritt von Yuval Raphael, die schließlich den 2. Platz des Bewerbs erzielte. Und das, obwohl sie eine Überlebende des Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2023 war. Wochenlang tobte ein heftiger Streit, die Europäische Rundfunkunion sah sich zu einer vorgezogenen Versammlung im November gezwungen und wollte die Mitglieder über die Teilnahme Israels abstimmen lassen. Durch den Waffenstillstand seit Anfang Oktober verschoben die Verantwortlichen den Termin auf das reguläre Treffen im Dezember.

Welche Entscheidung wird die Generalversammlung fällen? Und kann die Resolution des UN-Sicherheitsrates, die den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump unterstützt, zum Kalmieren beitragen? Ist die Cancel Culture bei dem Wettbewerb, der seit seiner Gründung für Völkerverständigung und Frieden durch Musik steht, eine legitime Maßnahme? 80 Jahre nach Kriegsende setzen sich die österreichische wie die bundesdeutsche Regierung für eine Teilnahme Israels ein.

Die renommierte französisch-israelische Soziologin Eva Illouz, eine ausgewiesene Kritikerin der israelischen Regierung Netanyahu, ist ein Opfer der globalen Israel-Kritik. Denn sie wurde selbst erst im November von der Erasmus-Universität in Rotterdam ausgeladen. Ihren geplanten Vortrag „müsse man leider absagen, nach interner Debatte und demokratischer Abstimmung, weil man sich mit dem Besuch Illouz’ sehr unwohl fühle“. Eva Illouz über das neue „Unwohlsein mit Juden“, über Kritik und Hass und Dialog statt Dämonisierung.
TV-Beitrag: Sophie Weilandt