Die Republik der Irren
Von der renommierten Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde er einmal als „Österreichs Lieblings-Piefke“ bezeichnet. Für TV-Entertainer, Moderator, Kabarettist und Autor Dirk Stermann eine Auszeichnung, lebt der gebürtige Duisburger doch schon seit fast 40 Jahren in Wien und lässt nichts über seine Stadt kommen.

Schon in seinem ersten Roman „Sechs Österreicher unter den ersten fünf“ lieferte er eine bitterböse und urkomische Liebeserklärung an Österreich. Jetzt legt der bald 60-jährige Wahlwiener, der gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Christoph Grissemann die Late-Night Show „Willkommen Österreich“ zur Kult-Marke des ORF hochstilisierte mit „Die Republik der Irren“ ein neues Werk vor.

Darin beschäftigt sich der studierte Historiker mit einer wahren, wie wahnwitzigen Geschichte rund um den italienischen Dichter und glühenden Nationalisten Gabriele D’Annunzio. 1919 marschiert er mit rund 2000 Freischärlern in die Hafenstadt Fiume, dem heutigen Rijeka ein und ruft dort den „Freistaat Fiume“ aus.

Sein großes Ziel war es entgegen dem Willen der Staats- und Regierungschefs auf der Pariser Friedenskonferenz die Stadt von dem neu gegründeten jugoslawischen Königreich für Italien zurückzuerobern. Unter seinen Anhängern ein gewisser Benito Mussolini. D’Annunzios politische Entscheidungen sind aktionistisch bis verrückt: In den Irrenhäusern des Landes lässt er Patienten suchen, die die Ministerämter des neuen Freistaats bekleiden sollen. Doch schlussendlich scheitert er. Geblieben ist die Erinnerung an ein Unternehmen, das aufgrund seiner nationalistisch aufgepeitschten Masseninszenierungen heute als Laboratorium des Faschismus gilt.
Über seine bitterböse Satire, die durchaus mit Bezügen zur Gegenwart gelesen werden kann, diskutiert Peter Schneeberger mit Dirk Stermann live im Studio.
TV-Beitrag: Imogena Doderer