Kunst & Missbrauch
Die Wiener Festwochen verhandeln bei den diesjährigen „Wiener Kongressen“ das Verhältnis zwischen Kunst, Macht und Missbrauch. Es ist ein durch die „#MeToo“ Bewegung der letzten Jahre heiß diskutiertes gesellschaftspolitisches Thema. Wie sollen wir mit Kunst umgehen, die in einem Kontext von Machtmissbrauch, sexualisierter Gewalt oder strukturellem Wegsehen entstanden ist?

Allein der Theaterbetrieb ist ein mehr als komplexes Spannungsfeld zwischen Recht, Moral und Erinnerung. Mitarbeiter:innen ohrfeigen, sie wegen Fehlern anbrüllen, von ihnen sexuelle Gefälligkeiten verlangen – wenn der künstlerische Output stimmt, scheint solches Fehlverhalten immer noch gang und gäbe zu sein.

Laut einer Studie von Thomas Schmidt, deutscher Professor für Theatermanagement, haben etwa 55 % der Theaterschaffenden an ihrem Arbeitsplatz Missbrauch erfahren, etwa jede*r zweite von ihnen mehrfach. Nur langsam beginnen alte Strukturen zu bröckeln. Immer mehr Opfer sexueller, körperlicher oder psychischer Gewalt im Kulturbereich haben nun den Mut, die Täter:innen anzuzeigen und an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Dunkelziffer weiterer Fälle scheint dennoch größer zu sein, was auch die Studienergebnisse zu aktuellen Fällen von Machtmissbrauch deutlich macht.

Der kulturMONTAG hat Thomas Schmidt um eine Analyse und Lösungsvorschläge gebeten und stellt außerdem die neue Leiterin der Vertrauensstelle „vera*“ vor. Ein Besuch in der renommierten Schauspielschule, dem Max Reinhardt-Seminar zeigt, wie sich die nächste Generation bereit macht für ein respektvolleres und angstfreies Arbeiten am Theater.
TV-Beitrag: Julia Fellerer