Zum Sterben schön?
Niemand macht derzeit radikaleres, wahrhaftigeres Theater als die österreichische Performerin Florentina Holzinger. Schon zwei Mal wurde die 39-jährige Wienerin zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen. Mit ihren Produktionen, etwa das Musiktheater- Totalspektakel „Sancta“ oder „Ophelia‘s Got Talent“, eine provozierende feministische Revue aus Tanz, Akrobatik und Stunts, überschreitet sie Grenzen, sorgt für internationale Schlagzeilen und fordert ihr Publikum, das schon mal kollabiert.

Mehrfach wurde Holzinger für ihre Inszenierungen ausgezeichnet, etwa mit dem „Nestroy“. Und nicht nur die Theaterwelt scheint sie zu lieben, auch der Kunstbetrieb feiert sie. 2024 wurde die Choreographin von der Zeitschrift „Monopol“ zur „Künstlerin des Jahres“ erkoren, hat doch ihr Werk eine visuelle wie emotionale Wucht, die niemanden kaltlässt. So verwundert es auch nicht weiter, dass Holzinger im nächsten Jahr den österreichischen Pavillon bei der Biennale in Venedig gestalten wird.

Soeben hat sie an der Berliner Volksbühne ihre jüngste Produktion vom Stapel gelassen. In „A Year without Summer“ geht Holzinger frei nach Mary Shelleys „Frankenstein“ der Frage nach, inwieweit ewiges Leben erstrebenswert ist. Ein bildgewaltiges Spektakel rund um einen aufgeblasenen Frauenkörper, durch dessen Vulva die Darstellerinnen auf die Bühne kommen.

Wie immer in ihren Werken setzt sie drastisch und freizügig weibliche Körper in Szene. Eine der Performerinnen, die portugiesische Künstlerin Xana Novais wird beim „ultimativen Facelift“ mit Haken im Gesicht in die Höhe gezogen, bevor das Stück in einer Orgie endet. Standing Ovations hat Holzinger für diese Inszenierung, die jetzt im Wiener Tanzquartier gezeigt wird, geerntet.
Live im Studio spricht Peter Schneeberger mit Florentina Holzinger über Höchstleistungen am Theater und ihre Pläne für die Biennale.
TV-Beitrag: Alice Pfitzner