Im Bann von Thomas Mann
Ob die „Buddenbrooks“, „der Zauberberg“ oder „Tod in Venedig“ - Thomas Mann gilt als literarischer Magier, der in seinen Romanen präzise Analysen der Gesellschaft lieferte. Auch 150 Jahre nach seiner Geburt lässt er uns keine Ruhe.

Manns Texte wie sein Leben werden verfilmt, auf die Bühne gebracht, seine Bücher rund um den Erdball gelesen, selbst Biografien über ihn werden zu Bestsellern.

Ganze Bibliotheken hat die Thomas Mann Forschung bereits gefüllt. Auch zu seinem politischen Werdegang, der von den antidemokratischen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ aus dem Jahr 1918 bis zum geläuterten „Appell der Vernunft“ von 1930 eine erstaunliche Wendung genommen hatte.

Während des Ersten Weltkrieges äußerte sich der reaktionär konservative Thomas Mann noch kaisertreu zum Krieg, später wandelte er sich zum Verteidiger der Weimarer Republik. Seine 1922 gehaltene Rede „Von Deutscher Republik“ ist ein Bekenntnis zu Deutschlands erster parlamentarischer Demokratie.

Aus dem konservativ-nationalen Dichter und Denker wurde eine der großen und wichtigen Stimmen gegen Hitler. Im Exil in Kalifornien ruft der Weltliterat zwischen 1941 und 1945 in Radiosendungen der BBC seine Landsleute dazu auf, im Krieg die Seiten zu wechseln und die nationalsozialistische Diktatur zu bekämpfen.

Seine klaren und pointierten Reden sind ein bedeutendes politisches Vermächtnis und zeigen Manns Einsatz für die Demokratie. Trotz Anfeindungen auch nach dem Krieg bleiben seine Radioansprachen ein wichtiger Teil seines politischen Engagements. Klar benennt Thomas Mann den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes, wüst und wortgewaltig beschimpft er die deutsche Führung und versucht sich per Äther mit dem deutschen Volk zu verbünden. Seine Sprache ist klar, hart, pointiert, doch zeigt sie unverkennbar den großen Schriftsteller.
Der kulturMONTAG bat die unter anderen mit dem Thomas-Mann-Preis ausgezeichnete deutsche Schriftstellerin Nora Bossong zum Interview.
TV-Beitrag: Imogena Doderer