Starker Tobak
40 Jahre lang hatte Elfriede Jelinek die Aufführungsrechte von „Burgtheater“ gesperrt. Jetzt findet die „Posse mit Gesang“ doch noch ihren Weg ins Wiener Burgtheater. Das Stück, in dem es um die Nazi-Verstrickungen von Hitlers Lieblingstheater geht, musste 1985 für seine Uraufführung ins weit entfernte Bonn ausweichen und wurde noch nie auf der Bühne gezeigt, um die es geht.

Die Biografien und Lebensumstände der Schauspieler-Dynastie von Paula Wessely, ihrem Mann Attila Hörbiger und seinem Bruder Paul sind der Ausgangspunkt des sprach- und ideologiekritischen Texts.

Nicht die historischen Personen stehen im Vordergrund, sondern ein Sumpf aus Liebe, Patriotismus, und Deutschtümelei, der nach dem Krieg nie richtig trockengelegt worden ist, war Jelineks Material, das sie zu einer Art Kunstsprache zusammengefügt hat. Ihre Intention: zu zeigen, wie wenig sich die Propagandasprache der Blut-und-Boden-Mythologie in der Nazikunst vom Kitsch der Heimatfilmsprache in den fünfziger Jahren, einer Zeit der Restauration, unterscheidet.

Für Festwochen-Intendant Milo Rau, der sich exklusiv die Rechte der Nobelpreisträgerin sichern konnte, liefert diese Erzählung nur den Ausgangspunkt. Der Schweizer Regisseur nimmt die österreichische Gesellschaft in den Blick: Wie steht es um unser Verhältnis zu Faschismus und Mitläufertum?

Und welche Rolle spielt dabei das (Burg-)Theater? Mit Spannung wird die mit Caroline Peters, Mavie Hörbiger und Birgit Minichmayr hochkarätig besetzte Inszenierung erwartet.
TV-Beitrag: Julia Fellerer