Dunkle Wolken über Cannes 

Trumps Zolldrohungen & die Filmfestspiele

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Bei der totalen Internationalisierung des Filmgeschäfts ist wohl kaum mehr zwischen ausländischen und heimischen Produktionen zu unterscheiden. Das sieht man nirgendwo besser als in Cannes. Wie soll etwa der Film „Das Verschwinden des Josef Mengele“ des russischen Regisseurs Kirill Serebrennikow gewertet werden, der in Brasilien gedreht wurde, mit August Diehl und Burghart Klaußner in den Hauptrollen, in dem fast nur Deutsch gesprochen wird?

Filmstill "Das Verschwinden des Josef Mengele"
BR/Lupa Film

US-Präsident Donald Trumps Ankündigung, „nicht amerikanische“ Filme mit einem hundertprozentigen Zoll zu belegen wollen wurde von Hollywood-Urgestein Robert de Niro scharf kritisiert. Der 82-jährige zweifache Oscarpreisträger, der für seine Filme wie „Taxidriver“ oder „Wie ein wilder Stier“ zu Beginn der Filmfestspiele mit der Ehrenpalme für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, bezeichnete in seiner Dankesrede Trump als Banause, als philisterhaften Präsidenten, der sich selbst zum Leiter von wichtigsten US-amerikanischen Kultureinrichtungen ernannt hat.

Robert De Niro
APA/AFP/Valery HACHE

Die Debatten sind umso intensiver, da niemand weiß, welche Art von Filmen mit Trumps Formulierung „foreign movies“ eigentlich gemeint sind. Man kann das an einigen der heiß erwarteten Produktionen des Festivals durchdeklinieren.

Filmstill "In die Sonne schauen"
Studio Zentral/Fabian Gamper

Mascha Schilinskis „In die Sonne schauen“, der erste deutsche Wettbewerbsfilm seit Maren Ades „Toni Erdmann“ vor neun Jahren, würde ohne Zweifel unter „foreign“ fallen. Wie aber sollte der letzte „Mission Impossible - Teil „The Final Reckoning“ Film von Tom Cruise bewertet werden, der außer Konkurrenz in Cannes Weltpremiere feiert?

Tom Cruise
APA/AFP/Bertrand Guay

Wurde doch der Actionfilm in Südafrika, London, in der Adria zwischen Italien und Kroatien, Malta, Norwegen und in der Arktis gedreht. Im Wettbewerb selbst rittern internationale Koryphäen um die begehrte Goldene Palme.

Filmstill "Der Phönizische Meisterstreich"
Universal/Focus Features/Indian Paintbrush

Für die größte Star-Ansammlung wird wie gewohnt der Texaner Wes Anderson sorgen, der mit der Krimikomödie „The Phoenician Scheme“ seinen neuesten Ensemble-Film mit Scarlett Johansson, Benicio del Toro und Tom Hanks in Cannes präsentiert. Den französischsten Film dieses Cannes-Jahrgangs dürfte aber der US-Amerikaner Richard Linklater beisteuern:  Er zeigt seinen Film „Nouvelle Vague“, der von den Dreharbeiten zum Filmklassiker »Außer Atem« von Jean-Luc Godard handelt.

Guillaume Marbeck, Richard Linklater, Zoey Deutch
APA/AFP/Sameer AL-DOUMY

Die Stars des Originalfilms Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg werden bei Linklater von Aubry Dullin und Zoey Deutch verkörpert, Godard wird von Guillaume Marbeck gespielt.

Luzia Oppermann, Greta Kramer, Susanne Wuest, Hanna Heckt, Mascha Schilinski
APA/AFP/Sameer AL-DOUMY

Neu an der Croisette ist im Übrigen die Berliner Filmemacherin Mascha Schilinski. In diesem Generationen-Porträt über mehrere Frauen, die zu verschiedenen Zeitpunkten auf einem Bauernhof in der Altmark leben ist auch die einzige Österreicherin, die Wiener Schauspielerin Susanne Wuest zu sehen.

TV-Beitrag: Christian Konrad & Tiziana Aricò

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