Szenen einer Ehe

Egon Schieles letzte Jahre im Leopoldmuseum

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Er war wohl einer der prägendsten und schillerndsten Figuren der Wiener Moderne. Seine Kunst radikal, expressiv und symptomatisch für seine Zeit. Mit exaltierter Gestik und Mimik reflektierte Egon Schiele die eigene Existenz, die sich in zahllosen Selbstdarstellungen und Porträts, aber auch in seinen Landschafts- und Städtebildern niederschlug.

"Tod und Mädchen"  Egon Schiele 1915
Belvedere Wien

Das Wiener Leopold Museum rückt jetzt erstmals Schieles letzte vier Lebensjahre ins Zentrum einer neuen Ausstellung: Die Jahre 1914 bis 1918 waren für den Meister des Expressiven „Zeiten des Umbruchs“ - in gesellschaftlicher, künstlerischer und auch in privater Hinsicht. 1914 bricht nicht nur der erste Weltkrieg aus, sondern Egon beendet auch seine langjährige Beziehung zu Wally Neuzil. Er lernt Edith Harms kennen, die er ein Jahr später heiratet.

Egon Schiele, Edith Schiele 1975
ORF

Edith beginnt am Tag ihrer Hochzeit, Tagebuch zu führen, das für die Schau erstmals grundlegend ausgewertet wurde. Darin wird deutlich, dass sie unter einer klinischen Depression gelitten haben muss. Ihre melancholische und geradezu bedürftige Art veränderte auch Egon Schieles Mal-Stil. In seinen späten Gemälden wird ein größeres Einfühlungsvermögen deutlich, sie sind weniger selbstbezogen, weniger provokativ. Das jugendliche, rastlose Seelenforschen lässt nach, Schieles Stil wird realistischer.

Egon Schiele, Bildnis des Malers Albert Paris von Gütersloh, 1918
The Minneapolis Institute of Art, Minnesota, Schenkung der P. D. McMillan Land Company

Und der Maler feiert gegen Ende des ersten Weltkriegs erste große finanzielle Erfolge, mit Auftrags-Arbeiten und nicht zuletzt auch mit der von ihm organisierten 49. Ausstellung der Wiener Secession.

Ausstellungsplakat Secession, Egon Schiele
Leopold Museum Wien

Wozu die zunehmende finanzielle Unabhängigkeit geführt hätte, wie sich sein Stil weiterentwickelt hätte und ob er mit seiner zukünftigen Rolle als Familienvater zu Rande gekommen wäre, bleibt Spekulation. Ende Oktober 1918 erliegen Edith und nur wenige Tage später auch Egon Schiele der Spanischen Grippe. Noch kurze Zeit vor seinem Tod hatte Egon Schiele an einem Gemälde gearbeitet, das die Familie nach der Geburt des Kindes zeigte – es blieb unvollendet.

TV-Beitrag: Stefanie Simpkins

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