Zeit der Umbrüche

Zum 300. Geburtstag von Giacomo Casanova

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Sein Name eine Marke, sein Leben ein nie enden wollendes Abenteuer: Giacomo Casanova – Jurist, Schriftsteller, Historiker, Mathematiker, Freimaurer, Geheimagent - vor allem aber leidenschaftlicher Erotomane und Verführer.

Venedig Karneval mit Thema: Casanova
APA/AFP/Tiziana Fabi

Heute würde er wohl ins Visier der Cancel Culture geraten. Wobei, mit plumpen Anmachsprüchen hatte der berühmte Venezianer, der in San Marco als Sohn der zu ihrer Zeit recht bekannten Schauspielerin Giovanna Farussi, genannt „La Buranella“, geboren wurde, nichts am Hut. Aber, wer ihn allein auf seine unzähligen Affären reduziert, tut ihm Unrecht. Casanova war ein umtriebig Reisender und gern gesehener Gast vieler Königs- und Fürstenhöfe, der in den Kämpfen der Vielstaaterei sein eigenes Europa lebte. Als Bibliothekar verfasste er im entlegenen Abseits von Schloss Dux im heutigen Tschechien seine Memoiren – und schrieb mit der „Geschichte meines Lebens“ eines der letzten großen Dokumente einer bald danach aussterbenden Galanterie.

Cover Buch "Die Feuerschrift"
Wagenbach

Casanova war weniger ein Libertin als ein aufmerksamer Beobachter der neuen machtpolitischen Konstellationen in Europa um 1800. So beleuchtet ihn der deutsche Kultur- und Literaturwissenschaftler Lothar Müller in seinem druckfrischen Buch „Die Feuerschrift“. Er zeigt ihn als einen hochvernetzten und politischen Zeitgenossen, der alle Umbrüche in Europa verfolgt und kommentiert, von der russischen Annexion der Krim, vom Sturm auf die Bastille bis zum Untergang der Republik Venedig.

TV-Beitrag: Ines Mitterer

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