Zeitenwende, Epochenbruch, Systemwechsel

Eine Abstimmung über Deutschlands Zukunft

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Rund 59 Millionen Wahlberechtigte, Bürger und Bürgerinnen, die ratlos, enttäuscht und von Verlustängsten getrieben sind. Die Stimmung im Land, im privaten wie öffentlichen Raum explosiv, sei laut einer aktuellen Studie die Folge einer stotternden Wirtschaft, fehlgesteuerter Migration und bröckelnder Infrastruktur. Die Verantwortung für die Probleme und den empfundenen Niedergang Deutschlands werde vor allem der Politik zugeschrieben.

Reichstagsgebäude Berlin
APA/AFP/John MACDOUGALL

Der russische Angriffskrieg, die Energiekrise, die erlahmte Industrie, die immer noch eklatante Lohnschere zwischen Ost und West, der Ausblick auf die längste Rezession Deutschlands und der enorme Rechtsruck haben die Menschen in ihren Grundfesten erschüttert. Sie haben kaum Zuversicht, dass sich die Lage durch einen Regierungswechsel verbessern werde. Wollte die Ampelkoalition aus Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen mit einem Mehr an individueller Freiheit, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit einen ganz anderen Fortschritt wagen, kommen diese Parteien laut Umfragen zusammen auf kaum mehr als ein Drittel der Wähler.

Die Deutschlandfahnen auf dem Reichstagsgebäude
APA/dpa/Monika Skolimowska

Die in Teilen rechtsextreme AFD dürfte bei der Wahl zur zweitstärksten Partei werden und ist mit ihrer Führergestalt Alice Weidel neuerdings selbst im deutschen Bundestag salonfähig geworden. Um eine Mehrheit für seine verschärfte Migrationspolitik hatte CDU-Chef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz erstmals die Stimmen der AFD in Kauf genommen und damit die Brandmauer nach Rechtsaußen verschoben. Massenproteste zwischen München, Hamburg und Berlin waren die Folge.

Wahlurne
APA/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Deutschland wählt nicht nur ein neues Parlament. Es geht um Stabilität in unsicheren Zeiten, um ein emanzipiertes, selbstständiges Europa, nachdem die USA den alten Kontinent fallengelassen hat. Eine Abstimmung über die Zukunft Deutschlands und die Zukunft Europas. 

Matthias Politycki
ORF

Live im Studio ist der deutsche Autor Matthias Politycki. Der renommierte Romancier, Essayist und Reiseschriftsteller hat aufgrund fehlender Debattenkultur seiner Heimat vor vier Jahren den Rücken gekehrt und ist nach Wien übersiedelt. Er ist auf Abstand gegangen, um wieder teilnehmen zu können.

Matthias Politycki
ORF

Mit dem Blick aus dem selbstgewählten Zufluchtsort reflektiert Matthias Politycki im Gespräch mit Peter Schneeberger über Deutschlands geschlagene Wahl, die drängendsten Probleme und den moralischen Kompass. Mit im Gepäck hat er sein neues Buch „Mann gegen Mann“, das aktueller nicht sein könnte. Denn angesichts der Bedrohung durch Kriege und Gewalt sind die Überzeugungen und Werte einer Gesellschaft zunehmend ins Wanken geraten.

TV-Beitrag: Imogena Doderer

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