Macht & Freiheit
Mit einem Meisterwerk über die zynisch-grausamen Aspekte der Macht eröffnet die Wiener Staatsoper ihre nächste Saison.
Starregisseur Kirill Serebrennikov inszeniert Giuseppe Verdis Oper „Don Carlo“, Publikumsliebling Asmik Grigorian debütiert darin als „Elisabetta“.
Es ist ein für Verdis Verhältnisse ungewöhnlich melancholisches und düsteres Werk, in dem sich aus einer Liebesgeschichte das große Drama entwickelt. Der spanische Thronfolger Don Carlo verliert seine Braut Elisabetta aus politischen Gründen an seinen Vater Filippo II., den spanischen König, und über all dem schwebt drohend die Inquisition. Für den russischen Regimekritiker und Dissidenten Serebrennikov ist in diesem Stoff alles fürs Heute angerichtet, geht es doch um eine Diktatur, die einer chauvinistischen, fundamentalistischen Religion ausgeliefert ist.
2017 wurde Serebrennikov wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern verhaftet und nach jahrelangem Hausarrest 2020 zu einer dreijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Trotz aller Beschränkungen war Serebrennikov weiterhin künstlerisch aktiv und hat neue, von ihm per digitaler Kommunikation geleitete Inszenierungen herausgebracht, etwa den umjubelten „Parsifal“ an der Wiener Staatsoper. Als sich die politische Lage durch den russischen Krieg gegen die Ukraine immer weiter verschärfte, hat er gegen diesen Krieg protestiert, sein Land verlassen und lebt derzeit in Deutschland.
Über Macht und Haltung diskutiert Kirill Serebrennikov im Gespräch mit Clarissa Stadler.
TV-Beitrag: Barbara Pichler-Hausegger & Clarissa Stadler