Ein Schlachtfeld des Grauens

Nicolas Stemanns „Orestie“ bei den Salzburger Festspielen

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Schuld, Rache und Sühne stehen im Zentrum der „Orestie“ nach Aischylos, Sophokles und Euripides. Agamemnon & Co, die großen tragischen Helden des antiken Theaters versinnbildlichen noch heute die Höhen und Abgründe der menschlichen Existenz. Die 2500 Jahre alte Trilogie beschreibt die psychische Grundstruktur, die Menschen dazu bringt, sich in Kriege zu begeben.

"Orestie"
ORF

Alle wähnen sich im Recht. Für alle verheißen Krieg und Mord das Wiederherstellen eines einstmals rechtmäßigen Zustands. Und doch funktioniert es nicht, veranschaulichen diese Texte doch minutiös, wie überfordert der Mensch inmitten von Krisen und Krieg ist. Mit unausweichlicher Gnadenlosigkeit wird aufgezeigt, wie stets neue Rache und Vergeltung erzeugt werden, nie aber eine Wiedergutmachung des erlittenen Leids stattfindet.

Nicolas Stemann
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Wie böse ist der Mensch? Wie entkommt man der Gewaltspirale? Diesen Fragen geht der deutsche Regisseur Nicolas Stemann in seiner Inszenierung nach. Seine Neufassung der antiken Stoffe von Aischylos, Sophokles und Euripides entsteht vor dem Hintergrund einer Gegenwart, die uns täglich die Auswirkungen von Krieg vor Augen führt.

"Orestie"
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In einer Zeit, in der Demokratie immer mehr infrage gestellt und wie ein Auslaufmodell gehandelt wird. Im Zentrum steht das Verhältnis der Menschen zu ihrem Schicksal und zu den Göttern. Bei Aischylos repräsentieren die Götter ein höheres Gesetz, sind besser als die Menschen. In der Welt des Euripides stehen sie für schreckliches, blutiges Chaos, sind den Menschen moralisch unterlegen. Und bei Sophokles weiß man nicht mehr, ob überhaupt etwas Höheres die Welt regiert. Was bleibt ist der Mensch als Maßstab, der Verantwortung übernehmen muss.

"Orestie"
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Nicolas Stemann geht in seiner Bearbeitung des „Orestie Komplexes“ der Frage nach einem friedlichen Zusammenleben nach. Auch eigens von ihm komponierte Musik wird im Stück zu hören sein. Denn Musik war schon in der Antike in die Darstellungen integriert.

Der kulturMontag berichtet von der Premiere auf der Perner Insel in Hallein.

TV-Beitrag: Susanna Schwarzer

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