Ein Sommer der Revolte
„Bewegungen zwischen Himmel und Hölle“ zeichnen die insgesamt 172 Aufführungen an 15 Spielstätten der Salzburger Festspiele nach. „Sie erzählen von der elementaren Schönheit des Maßlosen ebenso wie von den darin verborgenen dämonischen Abgründen, von grenzenloser Einsamkeit und der schwindelerregenden gottlosen Freiheit“, sagt Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser, für den Albert Camus` Text „Der Mensch in der Revolte“ eine Art Anker für die Programmierung gewesen sei. Anders als eine Revolution sei eine Revolte eine innere Auflehnung gegen einen Zustand.
Zur Eröffnung der Festspiele hat Hinterhäuser die russisch-US-amerikanische Historikerin und Journalistin Nina Chruschtschowa eingeladen die Festrede zu halten.
Die Urenkelin des einstigen sowjetischen KP-Parteichefs Nikita Chruschtschow gilt als scharfsinnige Analytikerin - und Kritikerin von Putins Regime. In einer Zeit multipler Krisen und taumelnder Demokratien geht sie in ihrer Rede der Rolle der Kunst in einer Gesellschaft, die von Krieg und Spaltung geprägt ist, nach.
Als erste Opernpremiere steht Richard Strauss´ letzte Oper „Capriccio“ in einer konzertanten Aufführung unter Pult-Star Christian Thielemann auf dem Programm. Eine stille Revolte, ein lyrisches Nachdenken über die Rivalität der Kunstformen der Dichtung und der Komposition.
Freigeist „Don Giovanni“ vollführt in einer Neuinterpretation von Romeo Castellucci und Teodor Currentzis eine innere Revolte und rast mit Empathielosigkeit in den Tod.
„Die Kunst steht im Dienst der Revolte, ohne die jede Revolte ihre Bestimmung verfehlen wird“, schreibt Albert Camus in seinem 1951 veröffentlichten Text. Die Kunst versteht er als eine Auflehnung gegen eine unvollkommene Welt, gegen Krieg und Ungerechtigkeit. Über seine künstlerischen Visionen, über politische Kunst und über Albert Camus spricht Martin Traxl mit Intendant Markus Hinterhäuser.
TV-Beitrag: Peter Schneeberger