Der Herr des Rings: Jens Harzer am Semmering

Peter Schneeberger im Gespräch mit dem Iffland-Ring-Träger

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Von Hamburg bis nach Wien, von Berlin bis zu den Salzburger Festspielen - um ihn reißen sich sämtliche Theater und Kulturfestivals im deutschsprachigen Raum. Kein Wunder, gilt doch Iffland-Ring-Träger Jens Harzer als einer der bedeutendsten deutschen Schauspieler, seit Gert Voss die Bühne verlassen hat.

Jens Harzer
ORF

Testamentarisch hatte ihn Bruno Ganz 2019 zu seinem Nachfolger des Iffland-Rings erkoren. Denn die wichtigste Schauspieler-Auszeichnung ist an Lebenszeit gebunden, wer ihn bekommt, trägt ihn bis zum Ende. Jens Harzer ist seinem Kollegen ein würdiger Erbe. „Wenn er spielt, wirkt er immer so, als stamme sein Text nicht von Kleist, Tschechow oder Handke, sondern so, als habe Harzer ihn mit sich selbst abgemacht und als trage er für alle Veröffentlichungsfolgen übermütig die Verantwortung.“, würdigte ihn die deutsche „Zeit“ überschwänglich.

Jens Harzer
APA/Herbert Neubauer

Eine singuläre Erscheinung mit unverwechselbarem Ton ist der 52-jährige gebürtige Wiesbadner, der seine Sätze erst im Sprechen zu finden scheint, als höre er den eigenen Denkbewegungen zu. Ob Goethes „Faust“, Shakespeares „Richard III“, Büchners „Woyzeck“ oder Dostojewskis „Idiot“ -immer zeichnet eine starke Körperlichkeit sein Spiel aus, in einem Wimpernschlag schafft er es vom Witz zum Wahnsinn. In Österreich ist Jens Harzer, der mit 2025 nach 15 Jahren am Hamburger Thalia Theater ans Berliner Ensemble wechselt vor allem dem Publikum der Salzburger Festspiele ein Begriff.

Jens Harzer als Tod, Jedermann 2002
APA/Barbara Gindl

Anfang der 2000er Jahre spielte er in Hofmannsthals traditionellem „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ den Tod an der Seite von Peter Simonischek.  Mit Andrea Breth erarbeitete er die Bühnenversion von Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“, ein paar Jahre später spielte er in Dimiter Gottscheffs Uraufführung von Peter Handkes „Immer Noch Sturm“ und überzeugte als Achill an der Seite von Sandra Hüller im Beziehungs-Schattenboxen von Kleists „Penthesilea“.

Sandra Hüller (Penthesilea).Jens Harzer (Achilles),
APA/Barbara Gindl

Bevor er in diesem Sommer mit seiner Frau mit einer Lesung des anarchisch-archaischen Dramas von Botho Strauß` jüngsten Drama „Saul“ an die Salzach zurückkehrt, macht er am Semmering Station. In luftigen Höhen beim „Kultur.Sommer.Semmering“ verzaubert Jens Harzer mit Hölderlins „Hyperion“ und beleuchtet damit all jene universellen Fragen nach dem Innersten des Menschen, die uns bis heute beschäftigen.

Peter Schneeberger trifft den Ausnahme-Schauspieler zu einem seiner raren Interviews.

TV-Beitrag: Sandra Krieger & Peter Schneeberger

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