Die Mechanismen der Demagogen
Nobelpreisträger Thomas Mann brachte ihm eine „gewisse angewiderte Bewunderung“ entgegen. In seinem umstrittenen Essay „Bruder Hitler“ wirft der Jahrhundertautor Fragen auf, die auch heute noch relevant sind. Was fasziniert Intellektuelle wie Massen an einem Menschen wie Adolf Hitler? Warum folgte ein ganzes Volk den Nationalsozialisten und ihrem offensichtlich verbrecherischen Vorgehen? Und ist die Furcht, dass sich diese Geschichte wiederholen könnte, berechtigt?
Diese verhängnisvollen Jahre der Weltgeschichte, die ohne die mächtige Propagandamaschine unter der Leitung von Joseph Goebbels nicht möglich gewesen wären, beleuchtet der deutsche Regisseur Joachim A. Lang nun in seinem neuen Film „Führer und Verführer“. Und er begeht damit ein Wagnis, denn er begibt sich auf die Spur der Täter, untersucht, wie es diesen Menschen möglich war, ihre grausamen Taten zu begehen.
Dabei beleuchtet er die Hintergründe, Motivationen und Mechanismen der Täter. Den Menschen hinter dem Führer und den Menschen hinter seinem Propagandaminister Joseph Goebbels stellt er dabei ins Zentrum.
Goebbels, dargestellt von dem österreichischen Schauspieler Robert Stadlober, inszenierte den Diktator bis ins kleinste Detail als Führerfigur, als charismatischen Redner und scheinbaren Helden. Er sorgte für die Wirkung der Bilder in allen Medien, manipulierte die Menschen und befeuerte den antisemitischen Hass durch demagogische Reden.
Langs Film ist eine Mischung aus Dokumentarfilm und fiktionalem Reenactment, die sich auf fundierte Quellen stützt. Mit „Führer und Verführer“ setzt der Regisseur ein klares Ziel: Durch das Gezeigte von damals auch „die Hetzer von heute zu entlarven“.
Über die Mechanismen des Naziapparats, über Fake-News und die kontroversielle Täterperspektive diskutiert Clarissa Stadler mit Regisseur Joachim A. Lang und Robert Stadlober live im Studio.
TV-Beitrag: Sandra Ölz