Sehnsucht nach dem Sommer
Delphine im azurblauen Meer der Bucht von Venedig, menschenleere Straßen in den Städten rund um den Globus, ein Himmel ohne Kondensstreifen – surreale Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten der Pandemie.
Heute boomen trotz hoher Flugticketpreise wieder die Fernreisen, in idyllischen Dörfern wie dem oberösterreichischen Hallstatt drängen sich Menschenmassen durch die engen Gassen und in der Serensissima schieben sich Besucherströme trotz des kürzlich eingeführten Eintrittsgeldes auf die Vaporetti. Der Massentourismus ist zurück.
Die Wirtschaft jubiliert, prognostizieren Experten doch für 2024 ein Rekordjahr. Seit Jahrzehnten erfährt der Tourismus eine kontinuierliche Intensivierung und ist zu einem integralen Bestandteil unseres Lebensstils geworden. Er hat Wertschöpfung, Wohlstand und Weltoffenheit auch in die entlegensten Gegenden gebracht und so Abwanderung verhindert. Das ist die Sonnenseite des Tourismus.
Auf der Schattenseite stehen negative Effekte wie Menschenmassen, grobe Umwelteingriffe und steigende Bodenpreise. Touristische Hotspots leiden unter dem Ansturm der Besucher*innen, während andere Orte abgehängt werden.
Gemeinden sind zwiegespalten: Einerseits profitieren sie vom Tourismus, andererseits nehmen sie immer stärker unerwünschte Nebenwirkungen wahr. Bedenkt man, dass der Tourismus mehr als andere Wirtschaftssektoren von unserer Umwelt abhängt, ist es erstaunlich, dass der Klimawandel ausgerechnet hier oft noch ein Randthema ist. Unsere Reiselust scheint ungebrochen und doch hat sie sich verändert, denn immer mehr Menschen reisen öfter, weiter, aber kürzer.
Welche Auswirkungen haben unsere Urlaubswünsche auf die Umwelt, auf das soziale Gefüge und den Klimawandel? Wie kann ein Tourismus aussehen, der nicht zerstört, wovon er lebt? Wie können wir Tourismus in Zeiten von Klimakrise, Kriegen, drohenden weiteren Pandemien, Fachkräftemangel und einer anhaltenden Energiekrise neu denken und in nachhaltigere Bahnen lenken? Welche Rolle spielen dabei Raumplanung und Architektur?
Die aktuelle Ausstellung „Über Tourismus“ im Wiener AZW beleuchtet zentrale Aspekte des Tourismus wie Mobilität, Städtetourismus, Wechselwirkungen mit der Landwirtschaft, Klimawandel, die Privatisierung von Naturschönheit bis zum Wandel der Beherbergungstypologien und geht der Frage nach, ob und wie Tourismusentwicklung geplant wird.
TV-Beitrag: Sophie Weilandt