Anschläge auf die Demokratie
Im Rahmen der Wiener Festwochen starteten die „Wiener Prozesse“ des Intendanten Milo Rau - eine Mischung aus Performance und Gerichtsverhandlung: Reale Juristen und Juristinnen verhandeln auf der Bühne über reale Sachverhalte mit Zeug:innen wie Julian Hessenthaler oder Verteidiger:innen wie Ex-AfD-Mitglied Frauke Petry - aber eben nicht in einem gerichtlichen, sondern einem theatralen Rahmen. Am zweiten Prozesswochenende ging es unter dem Titel „Anschläge auf die Demokratie“ um die Gefährdungen der Demokratie in Österreich.
Im Theater Odéon wurden drei Tage und insgesamt 16 Stunden lang verhandelt. Ist die Rede von der „Demokratiegefährdung“ womöglich nur alarmistisch und die FPÖ eine Partei, mit deren Ausrichtung man nicht einverstanden sein muss, die aber in einer Demokratie legitim ist? Oder nützt die FPÖ die Instrumentarien einer liberalen Demokratie, um ihr den Garaus zu machen?
Den Zeigefinger wolle man nicht heben, vielmehr einen Nachdenkprozess starten, so Festwochen-Intendant Milo Rau, der ähnliche Prozesse schon in Zürich, Moskau und dem Kongo abgehalten hat. Die strikte Dramaturgie einer Gerichtsverhandlung sei ideal, um gesellschaftliche Streitthemen aufzuarbeiten. Durch unterschiedlichste Zeugen und Expertinnen sollte schließlich festgestellt werden, ob der FPÖ ein Fehlverhalten nachgewiesen werden kann. Sieben Geschworene, die repräsentativ für die österreichische Gesellschaft stehen, fällten das Urteil - verkündet wurde es am Sonntagabend.
TV-Beitrag: Tiziana Aricò & Sophie Weilandt