Die Freiheit der Kunst

Klimt, Stuck & Liebermann im Wien Museum 

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Sie verweigerten sich als Erste dem prüden, traditionsverhafteten Kunstgeschmack des wilhelminischen und habsburgischen Kaiserreichs. Franz von Stuck, Max Liebermann und Gustav Klimt hing der Mief des Fin de siècle zum Halse heraus. Denn mit dem Aufbruch der Moderne drängten die Avantgarden, zu denen der Symbolist, der Impressionist und der Jugendstilmaler zählten, nach inhaltlicher wie institutioneller Freiheit. Bisher hatten ständisch organisierte Künstlervereinigungen den akademischen Ton und auch die tradierte Stilistik vorgegeben. Die Folge: es kam zu Abspaltungen, den sogenannten „Secessionen“.

"Die Sünde" Franz von Stuck
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Franz von Stuck setzte etwa mit seinem monumentalen Bild „Die Sünde“ neue Maßstäbe. Eine erotisch aufgeladene Frauendarstellungen samt verspielter Mythologie fern einer buchstäblichen Lesart der alten Geschichten. Als Mitbegründer der Münchner Secession 1892 leitete er jene Modernisierungsbewegung der Kunst ein, die 1897 zum Austritt der Klimt-Gruppe aus dem Künstlerhaus führte. Während Gustav Klimt die biblische Judith mit dem Kopf von Holofernes als Femme Fatale malt und sie als Symbol des Sieges der weiblichen Erotik über die männliche Aggression darstellt, verewigt Max Liebermann in seinen impressionistischen Porträts, etwa von Komponist Richard Strauss oder Verleger Samuel Fischer, die geistige wie künstlerische Elite Deutschlands.

Secessionen / Ausstellungsansicht Wienmuseum
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Stuck, Klimt und Liebermann standen an der Spitze der drei Secessionen, die 1892 in München, 1897 in Wien und 1899 in Berlin als Gegenentwurf, als Protestbewegung gegründet wurden. Ihr Credo war die Vielfalt der Kunststile, ihr Ziel progressive Kunst aus dem Ausland vorzustellen und nationale Künstler auch international zu vernetzen.

Ausstellungsansicht Wien Museum
Klaus Pichler/Wien Museum

Schnell wurden die Ausstellungen damit zu einem Ort der neuesten avantgardistischen Kunst, wo es ums Sehen und Gesehen-werden ging; ein kulturelles Ereignis, das man sich in Kunst- und Künstlerkreisen nicht entgehen lassen durfte. Die Aura des Elitären, die diese Ausstellungen aufgrund strenger Auswahlverfahren umgab, trug dabei noch zu ihrer Anziehungskraft bei. In gewisser Weise waren die Secessions-Ausstellungen auch Vorläufer heutiger Kunstbiennalen.

Secessionsplakate/Ausstellungsansicht Wien Museum
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So wurde der Begriff „Secession“ mit seiner so anderen Ausstellungsorganisation, den Werbekampagnen, Plakaten und Publikationen rasch zum Gütesiegel, zur Marke, die dem Fortschritt verpflichtet war. Das Neue, Unangepasste sorgte prompt für immer größeres Publikumsinteresse. Heute sind die Bilder der Secessionisten Publikumsmagneten rund um den Erdball.  

Klimtbilder
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Es ist ein Blockbuster mit Tiefgang, den der designierte Albertina-Chef Ralph Gleis für das Wien Museum auf die Beine gestellt hat. Als Noch-Chef der Berliner Nationalgalerie wandert seine Ausstellung „Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann“ jetzt auf den Karlsplatz, in das Haus, an dem er jahrelang als Kurator agierte.

TV-Beitrag: Harald Wilde

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