Weltpolitik in Wien

Die wahre Agentenstory hinter dem Kinoklassiker „Der dritte Mann“

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Das Riesenrad im Prater, die Wiener Kanalisation und dazu die eindringliche Zithermusik von Anton Karas – der britische Regisseur Carol Reed hat mit seinem mit Orson Welles und Joseph Cotton starbesetzten Thriller „Der Dritte Mann“ Filmgeschichte geschrieben. Er zeigt ein Wien, wie es bis dahin nicht auf der Leinwand zu sehen war. Basierend auf dem Drehbuch des englischen Romanciers Graham Greene inszenierte Carol Reed die Geschichte des Schmugglers Harry Lime, dargestellt von Orson Welles.

Filmplakat "Der dritte Mann"
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Es ist ein Versteckspiel im Wien des Jahres 1948, in einer Stadt, die noch schwer unter den Schäden des Krieges leidet. Reed zeigt die dunklen Seiten, die Kriegsruinen und die Kanalisation, aber auch die pittoresken Gassen der Innenstadt und Wiener Wahrzeichen wie das Riesenrad. Doch hinter dem Oscar-prämierten Film steckt auch eine wahre Agentenstory, wie die Londoner Historikerin und Autorin Karina Urbach recherchiert hat. Ein guter Teil der Filmcrew sollen nämlich echte Agenten gewesen sein.

Karina Urbach

Ursprünglich wollte Urbach ein Sachbuch über die Verstrickungen des MI 6 bei den sieben Wochen lang dauernden Dreharbeiten schreiben. Da die Quellenlage dafür nicht ausreichte, weil der britische Geheimdienst bis heute Dokumente zurückhält, hat sie einen Krimi daraus gemacht. In „Das Haus am Gordon Place“ will sie den Produzenten Sir Alexander Korda, Drehbuchautor Graham Green und Regisseur Carol Reed als Spione des MI 6 entlarven.

Cover „Das Haus am Gordon Place“
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Für die Filmemacher und ihre Auftraggeber war Wien ein interessantes Pflaster. Denn 1948 stehen die westlichen Alliierten in Wien unter Druck. Die Sowjetunion wird in der Region immer stärker, die Tschechoslowakei und Ungarn werden kommunistisch, und im Juni 1948 sperren sowjetische Truppen alle Zufahrtswege nach West-Berlin.

Karina Urbach
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Auch Karina Urbachs Vater war zu dieser Zeit in Wien. Er arbeitete bei dem Counter Intelligence Corps, dem militärischen Nachrichten-Dienst der US-Armee. Genau in dieser Zeit wurden drei Abhörtunnel gebaut, wollte man doch den sowjetischen Telefonverkehr anzapfen. Für die Abhöraktion – so Urbachs These – brauchte es ein gutes Ablenkungsmanöver. Und dazu waren die Dreharbeiten für den Wiener Schmuggel-Thriller perfekt geeignet.

TV-Beitrag: Wolf-Christian Ulrich

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