Aufwachen, bevor es finster wird
„Aufwachen, bevor es finster wird“ – unter diesen programmatischen Leitsatz hat Burg-Chef Martin Kušej seine letzte Saison gestellt. Die Produktionen auf dem Spielplan sieht der scheidende Direktor als ein deutliches Zeichen gegen rechts, thematisieren die Stücke doch politischen Rechtsruck, Fremdenhass und zeigen Mechanismen auf, die zu einer Aushöhlung von Demokratien führen können. Eine politische Reaktion auf den kämpferischen Kurs seitens des rechten Lagers ließ nicht lange auf sich warten.
Vor fünf Jahren hat der gebürtige Kärntner Slowene Martin Kušej das Wiener Burgtheater übernommen und vieles hat sich in dieser Zeit in der Welt, in Österreich, in Wien wie auch am Burgtheater geändert. Die Vorfreude und die Erwartungshaltungen waren groß. Kušej wollte ein europäisches Theater präsentieren, kontrovers, zeitgenössisch und international sollte es sein. Doch dann kam Corona und die Theaterszene wurde für Monate stillgelegt.
Eine Herausforderung für das renommierte Haus am Ring, das sich in dieser Zeit gegen ein Streaming Angebot entschieden hat. Der Hausherr musste dafür von den Medien, wie auch vom eigenen Ensemble heftige Kritik einstecken. Künstlerisch konnte er viele seiner Pläne noch nicht realisieren, er hoffte auf eine Verlängerung seines Vertrages um weitere fünf Jahre. Dazu kam es nicht. Ab Herbst 2024 wird der Schweizer Theatermacher Stefan Bachmann das Wiener Burgtheater übernehmen.
Jetzt verabschiedet sich Kušej mit seiner Inszenierung von Tennessee Williams Drama „Orpheus steigt herab“. Ein durch und durch politisches Stück über eine Gesellschaft, die von Fremdenhass geprägt ist.
Der kulturMontag zieht Resümee über die Direktionszeit des streitbaren Theatermannes und Peter Schneeberger bittet Martin Kušej zum Gespräch.
TV-Beitrag: Susanna Schwarzer